Hallo Community,
vielen Dank für Eure vielen Rückmeldungen in relativ kurzer Zeit. Ich glaube daran erkennen zu dürfen, dass zu dem Thema Telematik-Tarife und auch dazugehörend das Thema Fahrzeugdaten ein hoher Diskussionsbedarf vorhanden ist.
Ich verstehe die vielfach geäußerten Sorgen zum Thema Daten, Überwachung und Sicherheit. Diese Sorge sehe ich als absolut berechtigt an! Wir, als Gesellschaft, haben 'George Orwell 1984' technologisch um ein vielfaches überholt. Wenn man das Buch heute liest, dann mag die Beschreibung der Überwachung in diesem Roman fast lächerlich klingen.
Ich versuche nun das Thema Fahrzeugdaten ein bißchen zu durchdringen:
Was für Daten können bereits heute erfaßt werden, wenn wir uns mit unserem Fahrzeug darin bewegen und wie ist der kurz- bis mittelfristige Ausblick?
Zum einen werden vielfältig Daten von den Big Four tech companies (GAFA: Google, Amazon, Facebook auch mit Whatsapp, Apple
https://en.wikipedia.org/wiki/Big_Four_tech_companies) erfaßt, wenn wir uns mit z.B. Smartphones in unserem Auto bewegen. Ein hervoragendes Beispiel, wie gut dies funktioniert, sind die sehr aktuellen Verkehrinformationen, die Google bereitstellt auf Grundlage der Bewegungsdaten der Smartphones.
Diese Daten der GAFA liegen auf Servern außerhalb der EU und unterliegen nicht den Auflagen der DSGVO.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass durch die Nutzung von Smartphones (egal ob IOS oder Android) viele Daten bei Nachrichtendiensten, z.B. US und chinesische Dienste, ausgewertet werden.
Eine interessante Geschichte ist, dass in quasi jedem Smartphone (IOS und Android) ein sogenannter Baseband-Prozessor von Qualcomm verbaut ist (
https://de.wikipedia.org/wiki/Qualcomm), der die externe Kommunikation abwickelt (d.h. darüber fließen sämtliche Daten inkl. Telefonate). Es scheint in diesem Chip eine Backdoor zu geben (
https://www.heise.de/newsticker/meldung/…or-3890165.html). Es ist wohl nicht hinreichend bekannt, wer alles diese Backdoor dieses rein US-amerikanischen Unternehmens nutzt.
Die DSGVO ist hier natürlich erst recht außen vor.
Neuerdings erfassen viele moderne Fahrzeuge Fahrzeugdaten (GPS, Beschleunigung, Defekte, ...), die auf den Servern der Fahrzeughersteller (OEM) abgelegt werden. Der Käufer unterschreibt beim Kauf des Fahrzeugs, dass diese seine Daten von dem OEM genutzt werden dürfen. Innerhalb der EU gibt hier die DSGVO. Die EU will anscheinend auch dafür sorgen, dass diese Daten nicht alleinig vom OEM genutzt werden, sondern auch anderen (z.B. VUs) nach Einwilligung des Fahrzeugeigentümers (d.h. nicht dem Fahrer, dies kann auch ein Leasingunternehmen sein) zur Verfügung gestellt werden können.
Es gilt auch seit dem 31.03.2018, dass alle OEMs ein eCall-System (
https://de.wikipedia.org/wiki/ECall) in ihren Fahrzeugen einbauen müssen. Lest bitte in der genannten Quelle auch das Kapitel Datenschutz durch.
Heute scheint es auch bereits üblich zu sein, dass die Polizei nach Unfällen mit schwerem Personenschaden alle elektronischen Geräte der Beteiligten ausliest, damit das Unfallgeschehen rekonstruiert werden kann.
Die Fahrzeugdaten, die beim Versicherungsunternehmen (VU) bei einem Telematik-Tarif gesammelt werden, werden wohl zukünftig vom OEM bereitgestellt und nicht durch einen Telematik-Sensor des VU.
Was mag man daraus schließen? Wenn man dieser Datensammelwut mit deren ungewissen Konsequenzen entgehen möchte, bleibt anscheinend nur die absolute Technologieverweigerung und die Nutzung von alten Fahrzeugen, die außer Elektrik kaum Elektronik enthalten. Diese Erkenntnis ist wirklich besorgniserregend.
Zurück zum Telematik-Tarif:
Heute habe ich zu dem einen Fahrzeug der beiden, den Telematik-Sensor zugeschickt bekommen. Das VU bietet an, dass ich diesen Sensor bereits vor Telematik-Tarif-Beginn nutzen kann, um über die App nach einer Fahrt Informationen zu meinem Fahrverhalten zu bekommen. Das werde ich dann die nächsten Tage einrichten.
Saludos