@TBR:
Vom Grundsatz ist Dein Ansatz denkbar.
Aber: Autoverkehr ist ein Kompromiss. Und die Gesellschaft ist seit Jahrzehnten bereit, die individuelle Mobilität höher zu bewerten als die Verkehrstoten / -verletzten, die offensichtlich damit einhergehen. Das greifst Du wahrscheinlich auch nicht an.
Falls man jeden Verkehrstoten für zu viel hält (kann man ja meinen), dann muss man auch konsequent sein, denn da reichen technische Helferlein derzeit nicht. Derzeit lassen sich Verkehrstote nur mit Verbot des Straßenverkehrs ausschließen, eventuell noch mit einer
technischen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 6km/h.
ESP hat keinen praktischen Nachteil? Die millionenfache Herstellung der Platinen und elektronischen Bauteile ist hochgradig umweltschädigend und ernergieverbrauchend, und jedes Gewicht erfordert bei jedem gefahrenen Kilometer Mehrverbrauch. Also ist ESP für die Umwelt nachteilig. Das ist die Gesellschaft derzeit offensichtlich bereit einzugehen. Wahrscheinlich aber ohne große Diskussion, weil wohl keiner sagen kann, wieviele Tote die Umweltschädigung wegen millionenfacher ESP-Herstellung und Mehrverbrauch nach Klimaeffekt in irgendeiner Zukunft nach sich zieht, die Verkehrstoten aber heute zu beklagen und sehr genau bestimmt sind (und dank Bild und Blick auch sehr präsent).
Das gilt bei ABS, Airbags, passiver Crashsicherheit, Spurhalteassistenzen gleichermaßen: Es kostet Geld und schädigt die Umwelt, denn alle zahlen natürlich bei Anschaffung und Mehrverbrauch (wg. Gewicht/Stromverbrauch von den ganzen Helferlein / Systemen) ständig dafür mit.
Su forderst: "Technische Geräte müssen so gestaltet werden, dass man sie mit geringstmöglichem Aufwand sicher bedienen kann."
Wie ist denn das z.B. mit den Spritsparreifen? Nur inkonsequent.
Zunehmend werden Hersteller in Tests kritisiert, dass die ihre Neufahrzeuge nicht mit Spritsparreifen ausliefern. Auf einmal stört es keinen, dass die regelmäßig einen längeren Bremsweg haben als nicht spritsparende. Vor nicht allzu langer Zeit mussten Reifen vor allem einen kurzen Bremsweg liefern. Beides geht aber nicht. Kann es sein, dass die Mehrheit der Leute ihren Geldbeutel (Spritpreis) wichtiger einschätzen als den kurzen Bremsweg, was sich in D tausendfach in höheren Aufprallgeschwindigkeiten manifestiert?
Wieviele Unfälle könnten verhindert werden, wenn der Trend zu hohen geschwungenen Türlinien aufhörte? Ich habe bei der Probefahrt im seinerzeit neuen Civic selbst beinahe einen Wagen halb hinter mir übersehen. Und ich war erschreckt, welch minimaler Ausblick in einem gemieteten Megane Coupe übrigblieb. Vor zwanzig Jahren wurde Rundumsicht im Auto gelobt, und heute? Gibt es kaum noch Autos mit guter Sicht, allenfalls mit Technik (Rückfahrkamera, Abstandswarner) wird ausgeglichen.
In den vorgenannten Beispielen Spritsparreifen und Türlinien wird der Schutz des Menschen nicht soweit in den Vordergrund gestellt; aber bei ESP schreien alle auf. Für mich ist das nur inkonsequent. Nach ESP wird geschrien, jedes Auto ohne wird kritisiert, aber bei Spritsparreifen (Geld) oder Türlinie (Design) hört das alles sehr schnell wieder auf...
off-offtopic: Die Juristen mussten extra den Begriff der "Betriebsgefahr" und die Zwangsversicherung erfinden, damit Unfallopfer abgesichert sind, ohne alle Autofahrer zu kriminalisieren. Denn eigentlich hätte man wohl sagen müssen, dass Autofahrer angesichts der realen Unfallmöglichkeit (auch ohne Fahrfehler) Verletzungen mit dem Anfahren in Kauf nehmen, und für fahrlässig strafbar halten...