Ein Japaner bricht mit seinen Traditionen
Samstag, 7. Februar 2009 02:46 - Von Lutz Algermissel
Wenn man irgendjemanden auf der Straße fragt, was das Besondere an Subaru sei, bekommt man zur Antwort entweder "Wer?" oder "Allrad". Die Japaner bieten in Deutschland seit jeher ausschließlich Autos an, die über alle vier Räder angetrieben werden. Jetzt wird diese Regel durchbrochen, den Kompaktwagen Impreza gibt es ab sofort auch mit Frontantrieb.
Zwar kam schon im vergangenen Jahr der Kleinwagen Subaru Justy als Fronttriebler auf den Markt, aber das galt nicht als Systemwechsel: Das Auto ist ein veränderter Daihatsu Sirion, der nur unter anderem Namen verkauft wird. Erster echter Subaru ohne Allradantrieb ist nun der Impreza 1.5RF mit 107 PS. "Studien belegen, dass sich etwa 60 Prozent der Autofahrer nie ein Allradauto kaufen würden", sagt Subaru-Deutschlandchef Jens Becker. "Warum soll ich auf diese Kunden verzichten?" Viele sähen die Notwendigkeit des Allradantriebs nicht, sie scheuten den Aufpreis oder den höheren Verbrauch.
Mit 16 490 Euro kostet der 1.5RF denn auch 2000 Euro weniger als das gleiche Modell mit vier angetriebenen Rädern und liegt jetzt auf dem Niveau des einfachsten VW Golf mit 80 PS. Der Benzinverbrauch des Impreza sinkt zudem um 0,2 auf 7,3 Liter. Die Entscheidung für den Frontantrieb überrascht dennoch. Als kleiner Hersteller hat sich Subaru in den vergangenen fast 30 Jahren auf dem deutschen Markt einer klar abgegrenzten Nische bedient: Subaru gilt als Synonym für Allradantrieb. "Viele Händler haben tatsächlich skeptisch reagiert, als sie von unseren Plänen erfuhren", erzählt Jens Becker. Inzwischen hätten sich aber die Wogen geglättet, was vor allem am guten Start des Justy liege. "Wir haben jetzt schon 2500 Bestellungen für den Justy, und 90 Prozent der Besteller sind Neukunden."
Als einer der wenigen Hersteller hat Subaru es geschafft, im Krisenjahr 2008 den Absatz in Deutschland zu steigern - um 12,8 Prozent auf 9609 Stück. Geschafft hat Becker das vor allem dadurch, dass er kurzerhand eine kostenlose Autogasumrüstung für neu bestellte Subarus angeboten hat. Zu Zeiten der höchsten Spritpreise 2008 war Subaru damit einer der wenigen Hersteller, die das anbieten konnten. "Im vergangenen Jahr haben wir 40 Prozent unserer Autos mit der Autogasumrüstung verkauft", sagt Jens Becker. Nachdem die Kraftstoffpreise allerdings wieder deutlich gesunken sind, ist das Interesse der Kunden an Autogas eingeschlafen. "Die Aktion haben wir jetzt gar nicht mehr im Programm."
Ein Dieselmotor als Tabubruch
Jetzt sind neue Angebote gefragt. Der frontgetriebene Impreza sei "gut gestartet" und auch ein weiterer Tabubruch helfe Subaru derzeit. Denn erst im vergangenen Jahr präsentierte die japanische Marke einen Dieselmotor. Ebenso wie bei Porsche, die erst jetzt mit dem dieselbetriebenen Geländewagen Cayenne die Benziner-Monokultur beenden, sträubte sich auch Subaru lange gegen die Selbstzünder. Anders als bei Porsche, die einen überarbeiteten Motor von Audi einsetzen, kam für Subaru nur eine Eigenentwicklung infrage. Auf dem Markt gab es keinen Diesel, der die Anforderungen erfüllen konnte - es gab keinen Boxermotor. Neben dem Allradantrieb ist die Boxer-Motorbauweise, die bei Autos einen tiefen Schwerpunkt ermöglicht und beim Betrieb wenig Vibrationen erzeugt, ein Kernwert von Subaru. Auf diese Bauweise setzt sonst nur noch Porsche. Und auch wenn noch niemand solch einen Diesel gebaut hatte, gingen die Japaner das kostspielige Unterfangen an.
Beim Geländewagen Forester komme der Motor "sehr gut" an, und auch vom gerade vorgestellten Impreza-Diesel verspricht sich Becker einiges. Das Auto mit der markanten Lufthutze auf der Motorhaube kostet ab 24 490 Euro und wirft bei der Probefahrt die Frage auf, warum es bis 2008 gedauert hat, bis dieser Motor auf den Markt gekommen ist. Mit seinen 150 PS treibt die 2,0-Liter-Maschine den allradgetriebenen Kompaktwagen souverän an, ist laufruhig, und wird mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern angegeben.
Den großen Diesel-Boom hat der Motor allerdings um einige Jahre verpasst. Aber wer weiß heute schon, wie es weitergeht mit den Benzinpreisen, dem Autogas oder dem Diesel