Hallo zusammmen,
ich habe aus einem Fachbuch weiter unten einiges zu dem Thema zusammengestellt, da kann sich jeder eine Meinung zu dem Thema bilden.
Weil die Verbrauchsdaten aus Prospekten selten mit dem real beobachteten Verbrauch übereinstimmen, vermuten viele, dass sie von den Herstellern angelogen werden. Die Prospektwerte können gar nicht stimmen weil sie unter Laborbedingungen ermittelt werden. Sie dienen in erster Linie um Fahrzeuge unter reproduzierbaren und vergleichbaren Bedingungen zu testen, wobei das erste Ziel die Ermittlung der Emissionen ist. Der Verbrauch wird indirekt aus den Abgaswerten gerechnet.
Diese Testzyklen können sogar in den Steuergeräten der Fahrzeuge abgelegt werden, was einen Motor in die Lage versetzt, diesen Test zu erkennen und sich entsprechend darauf einzustellen (soll aber verboten sein).
Praxisgerechte Verbrauchswerte findet man wenn, in genormten Zyklen auf öffentlichen Straßen wie im kundennahen Fahrzyklus von auto, motor und sport oder im Durchschnittsverbrauch nach Langzeittests.
Die US-Testzyklen (City + Highway kombiniert) sind für mich ein deutlich besserer Test als der EU-Test, leider aber mit zu geringem Geschwindigkeitsniveau. Für alle Tests gilt, dass sie weder den Stadtverkehr, noch Autobahnen oder Bergstrecken realitätsnahe abdecken.
Ottomotor mit Direkteinspritzung Verfahren, Systeme, Entwicklung, Potenzial
Ulrich Spicher und 21 Mitautoren ATZ/MTZ
Richard van Basshuysen (Hrsg.)
Um den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs bei gleichen Randbedingungen zu vergleichen, wird dieser in den verschiedenen für die jeweilige Abgasgesetzgebung geltenden Fahrzyklen ermittelt. Diese sind mehr oder weniger gut aus dem typischen Fahrverhalten im Straßenverkehr abgeleitet.
Für Pkw sind die wichtigsten Verfahren:
�� US-Prozedur FTP 75 und US-Highway mit den Zusätzen SC03 (Klimaanlage) und
US06 (aggressive Fahrweise)
�� Neuer Europäischer Fahrzyklus (NEFZ)
�� Japanischer 10/15-Mode Heißtest und 11-Mode Kalttest.
Dabei wird der Verbrauch als Kohlendioxidemission in g/km oder in g/mile angegeben, jeweils ermittelt aus der im Testzyklus gemessenen CO2-Emission und der Zykluslänge. Die Auswertung der Schadstoffanteile im Abgas erfolgt heute sowohl beim Europa-Test als auch beim FTP-75-Test nach dem CVS-Messverfahren (Constant Volume Sampling) auf einem Rollenprüfstand. Während der Prüfung werden die Auspuffgase des Fahrzeugs verdünnt und eine entsprechende Probe in Beuteln gesammelt.
Die Beutelinhalte werden nach dem Test analysiert. Aus der gesamten geförderten Gasmasse mit den Schadstoffkonzentrationen in den Beuteln können die je Test emittierten Schadstoffmassen berechnet
werden. Diese werden auf die Fahrstrecke im Zyklus bezogen ermittelt, also in der Einheit [g/km] angegeben.
Für den praktischen Gebrauch, z.B. als Angabe für den Verbrauch eines Fahrzeugs auf einer Strecke von 100 km, wird dieser in l/100km hoch gerechnet.
Der Rollenprüfstand enthält eine Leistungsbremse, mit der Betriebsdaten eingestellt werden können. Entsprechend dem zeitlichen Verlauf der Geschwindigkeit (Testzyklen) wird der Motor in bestimmten Last-Drehzahl-Bereichen angesprochen (Fahrerleitsystem). Fahrwiderstände, wie Luft- und Rollwiderstand, werden durch Versuche ermittelt und durch entsprechende Kennlinien eingegeben und berücksichtigt.
Die Betrachtung des Kraftstoffverbrauchs kann nur zusammen mit den im jeweiligen Land gültigen Abgasgesetzen erfolgen, da die Emissionsvorschriften erhebliche Auswirkungen auf den erreichbaren Kraftstoffverbrauch haben.
Der US FTP 75 Testzyklus weist ein deutlich höheres Geschwindigkeitsniveau mit
geringeren Leerlaufanteilen auf als der europäische und der japanische Testzyklus und
stellt höhere Anforderungen an das transiente Fahrverhalten. Im europäischen und japanischen
Testzyklus hingegen muss auf ein deutlich schnelleres Ansprechen des Katalysators
nach dem Kaltstart geachtet werden.
Der zurzeit im EG-Raum vorgeschriebene Testzyklus ist der „Neue Europäische Fahrzyklus“
(NEFZ) auch: New European Driving Cycle (NEDC), auch Motor Vehicle Emissions
Group (MVEG) genannt. Dieser Zyklus gliedert sich in einen Stadtzyklus
(Teil 1) und in einen außerstädtischen Fahrzyklus (Teil 2). Teil 1 wird, ausgehend von
einem Kaltstart, viermal durchfahren. Der Stadtzyklus enthält extrem hohe Leerlauf-
Zeitanteile (31%) und Schiebebetrieb. Die mittlere Fahrgeschwindigkeit beträgt nur 19
km/h. Seit der Einführung der Stufe EU 3 im Jahr 2000 entfallen die ersten 40 Sekunden
Leerlauf im Testzyklus, was vorher nicht der Fall war, das heißt, die Messungen der Emissionen
beginnen direkt nach dem Start. Seit 1992 gilt zusätzlich der Teil 2 Extra Urban
Driving Cycle (EUDC), bei dem Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h vorkommen.
Dieser 2. Teil berücksichtigt den Betrieb auf Landstraßen und Autobahnen und wird nur
einmal durchfahren.
Europa-Testzyklus NEFZ
Testlänge: 11,007 km
Testdauer: 1180 s
mittl. Zyklusgeschw.: 33,6 km/h
max. Geschw.: 120 km/h
Beginn der Probenahme mit
Motorstart
Aktuell in den USA ist das Testverfahren FTP-75 (Federal-Test-Procedure bzw.
US-City-Zyklus). Der FTP-75-Test besteht aus einem UDDS
(Urban Dynamometer Driving Schedule) (Phasen 1 und 2; 1372 Sekunden), einer 10-
minütigen Standzeit und der Wiederholung der ersten Phase (Phase 3; 505 Sekunden) des
UDDS.
US FTP 75 Testzyklus
Testlänge: 11,04 Meilen
Zykluslänge: 7,5 Meilen (UDDS), 17,77 km
Testdauer: 1874 s
mittl. Zyklusgeschwindigkeit: 19,68 mph (31,67 km/h)
max. Geschw.: 56,7 mph (91,2 km/h) in der 240. Sekunde.
Im Vergleich zum Europazyklus wird beim FTP-75-Testverfahren
ein wesentlich größerer Teil des Motorkennfeldes abgedeckt. Die Anteile an Gleichlauf
(Stationärfahrt) und Leerlauf (17,9%) sind deutlich geringer, die Anteile für Beschleunigung
und Verzögerung dementsprechend größer als beim EU-/ECE-Zyklus.
Neben dem US-City-Zyklus existiert in den USA der US-Highway-Zyklus. Er
berücksichtigt die Überlandfahrt und geht in die Berechnung des Fahrzeugverbrauchs
(Fuel Economy) ein. Außerdem dient er als Nachweis, dass das Abgasreinigungssystem
des Fahrzeugs auch bei höherer Geschwindigkeit nicht durch Abschaltvorrichtungen (Defeat
Device) außer Kraft gesetzt wird. Weiterhin wurden als neue Fahrzyklem für besondere Betriebszustände der US 06 (aggresive Fahrweisen) und der SC 03 (Fahren mit Klimaanlage) eingeführt.
US-Highway-Zyklus
Testlänge: 10,22 Meilen (16,5 km)
Testdauer: 765 s
mittl. Zyklusgeschw.: 48,1 mph (77,4 km/h)
max. Geschw.: 59,91 mph (96,4 km/h) in der 423. Sekunde
Der Verbrauch wird aus dem gewichteten Mittel des FTP 75
und des US-Highway (= US Combined) bestimmt.