Fürs Grobe ist der feine Anzug nun fast zu schade
Der permanente Allradantrieb fällt bei normaler Fahrt kaum auf
Von Michael Kirchberger
+ Sehr gut ausgestattet
+ Hochwertig verarbeitet
- ESP nicht zu haben
- Motor wenig elastisch
- Automatik unharmonisch
- Unausgewogenes Kurvenverhalten
+ Komfortabel gefedert
+ Hohe Anhängelast
23. Juni 2004 Das australische Outback ist rauh und keineswegs für Kaffeefahrten geeignet. Der Name der unwirtlichen Gegend war ein passender für die allradgetriebene Kombilimousine von Subaru, die einen ordentlichen Nutzwert mit erschwinglichem Preis vereinte. Die einstmals rustikale Form hat sich bei der Neuauflage des Wagens nun drastisch verändert. Seine Gestalt ist schlanker geworden, innen wie außen hat er alles von jener barocken Üppigkeit abgelegt, die früher Erkennungszeichen der Marke war.
31 030 Euro sind für den Outback in der 2,5-Liter-Version fällig, stämmig, aber nicht schwer steht er auf der Straße. Fließende Linien geben dem 4,73 Meter langen Kombi Statur, die Leichtmetallräder im 16-Zoll-Format sind nicht erste Wahl auf schlechter Strecke, sehen aber gut aus. Das Design ist ansprechend, vermittelt eine nicht zu unterkühlte Eleganz und Wertigkeit. Im Innenraum setzt sich die neue Gestaltungsart konsequent fort. Statt hölzerner Intarsien am Armaturenbrett und in den Türen schimmert nun die Verkleidung im matten Glanz von Aluminium. Die Verarbeitung macht einen tadellosen Eindruck, Subaru hält im neuen Outback den hohen Standard.
Der Boxermotor hat Tradition in den erwachsenen Limousinen von Subaru. Der 2,5 Liter große Vierzylinder liefert 121 kW (165 PS), aber wer erwartet, daß der Outback damit zum spurtstarken, agilen Sportkombi wird, erlebt eine herbe Enttäuschung. Noch halbwegs flott gelingt die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h. 10,9 Sekunden braucht die mit einer Vierstufen-Automatik ausgestattete Version für diese Übung. Dabei ist vom lähmenden Joch der kräftezehrenden Box noch nicht viel zu spüren, bei höheren Geschwindigkeiten saugt sie dagegen einen großen Teil des maximalen Drehmoments (266 Newtonmeter bei 5600 Umdrehungen in der Minute) einfach weg. Besonders flink und zart ist der Wechsel der Fahrstufen ebenfalls nicht, deutliches Rucken beim Schalten unter Last, vor allem ein leises Seufzen, das den Kick-Down-Befehl des Fahrers begleitet, vermitteln eine gewisse Behäbigkeit. Entspanntes Dahinrollen gelingt großartig, wer es eiliger hat, sollte die Direktschaltfunktion wählen, bei der die Fahrstufen sequentiell gewählt werden können. Den einzigen Vorteil bietet die Automatik wegen der im Vergleich zum handgeschalteten Fünfganggetriebe um 300 auf 1800 Kilogramm erhöhten Anhängelast. Und dieser Wert ist für einen großen Teil der Outback-Kunden gewiß ein wichtiges Kaufargument.
Ein großer Freund der Drehzahl ist der Boxermotor nicht. Über 4500/ min wirkt er etwas lustlos, klingt angestrengt, wenn die Spitzenleistung gefordert wird. Das geht mit einer nicht unerheblichen Geräuschentwicklung einher, der Motor ist das auffälligste akustische Ereignis des Outbacks, das Abrollen der Reifen oder das Rauschen des Fahrtwinds ist deutlich dezenter. In niederen Drehzahlregionen fehlt dem Vierzylinder das Durchzugsvermögen, häufiges Zurückschalten beim Zwischenspurt ist die Folge. Das treibt den Benzinverbrauch nach oben. 9,2 Liter Super für 100 Kilometer sind keine Glanzleistung, zumal bei zügigem Reisetempo durchaus Werte jenseits von elf Liter zu erwarten sind. 64 Liter Tankinhalt schränken dann die Reichweite ein.
Wenn der rund 1,5 Tonnen schwere Kombi in Fahrt ist, gibt er sich kreuzbrav. Der Geradeauslauf ist einwandfrei, gleichwohl erscheint die Lenkung in der Mittellage nicht sehr präzise. Bodenwellen nimmt er mit Gleichmut, kurze Stöße verarbeitet die Federung ohne Mühe. Böen von der Seite bringen ihn nicht aus der Spur, die Seitenneigung der Karosserie in Kurven ist gering. Allerdings ist das Kurvenverhalten nicht frei von Überraschungen. Einem sicher kontrollierbaren Untersteuern folgt besonders beim Lastwechsel eine heftige Reaktion des Hecks, das nach außen streben will. Der permanente Allradantrieb kann die Abwesenheit eines elektronischen Programms zur Spurstabilität nicht vertuschen, er hilft allenfalls bei nasser Straße mit überlegener Traktion weiter. Auf trockenem Belag erfordert der Wechsel vom Unter- zum Übersteuern eine möglichst rasche Korrektur am Lenkrad, für die man eine gewisse Erfahrung braucht. Dafür bleibt die Lenkung in allen Situationen frei von den Einflüssen des Antriebs. Die Bremsen sprechen zart und gefühlvoll an, werden mit zunehmendem Pedaldruck aggressiver und beweisen noch nach strammer Bergabfahrt gutes Stehvermögen.
Die Bedienung des Subaru Outback ist denkbar einfach. Die Rundinstrumente lassen sich gut ablesen, Schalter und Hebel sind nach den Erkenntnissen der Ergonomie richtig positioniert und vermitteln beim Berühren und Betätigen eine gute Qualität. Das Lenkrad ist in der Höhe verstellbar, der Fahrersitz kann bei Wahl des 6100 Euro teuren Comfort-Pakets elektrisch justiert werden. Das Bündel der optionalen Extras erscheint zunächst teuer, umfaßt jedoch kostspielige Details wie ein Navigationssystem mit Farbdisplay in der Mitte des Armaturenbretts, Lederausstattung und ein großes, mehrstufig zu öffnendes Panorama-Schiebedach. Außerdem zählen ein Tempomat (dessen Bedienungshebel irritierenderweise beim Lenken ebenfalls mit bewegt wird), Sitzheizungen vorn, ein Bordcomputer und Kopfairbags für alle Passagiere dazu. Der Basis-Outback ist ohnehin schon gut ausgestattet: Leichtmetallräder, Radio mit CD-Spieler, Klimaautomatik und eine Niveauregulierung der Hinterachse sind Standard.
Die asymmetrisch umklappbare Rückbank vergrößert das Kofferraumvolumen von 455 auf bis zu 1646 Liter. Noch mehr Stauraum steht die schräge und stark gewölbte Heckklappe aus Leichtmetall entgegen, der Outback ist kein wahrer Lademeister, dürfte aber den alltäglichen Transportbedürfnissen genügen. Die Vergrößerung gelingt mit wenigen Handgriffen, weder müssen die Kopfstützen im Fond beim Umklappen der Lehnen entfernt noch die hinteren Sitzflächen nach vorn geschwenkt werden, um eine völlig ebene Ladefläche herzustellen. Die Ladekante liegt immerhin 60 Zentimeter über der Straße, dafür stört keine große Schwelle beim Beladen des Subaru, und die Heckklappe öffnet erfreulich weit. Unter dem sehr stabil ausgeführten Laderaumboden wartet ein vollwertiges Ersatzrad auf seinen Einsatz.
Der Sitzkomfort ist auf allen Plätzen tadellos. Vorn bieten die nicht zu straffen Polster guten Seitenhalt in Kurven sowie anständigen Langstreckenkomfort, hinten herrscht für jeden üppige Kopf- und Beinfreiheit. Alle Passagiere im Fond können sich mit einem Dreipunkt-Automatikgurt sichern, Ablagemöglichkeiten finden sich in Netzen an den Rückenlehnen der Vordersitze, in etwas schmal geratenen Türtaschen sowie in der Mittelkonsole, wo noch die Getränkehalter und ein Fach mit 12-Volt-Steckdose untergebracht sind.
Der Subaru Outback gefällt in seinem neuen, durchaus übersichtlichen Kleid und hat dabei nichts von seiner Vielseitigkeit verloren. Robust ist er allemal und kann die gestellten Aufgaben des Transports oder des Ziehens schwerer Lasten auch im feinen Anzug erledigen. Seine erhöhte Bodenfreiheit von 19 Zentimetern erlaubt das Befahren schlechter Strecken. Da wird der Besitz einer Jagdhütte einfach zur Bürgerpflicht. Wer sich mit der eher geringen Agilität nicht anfreunden kann, sollte die kräftigere Outback-Version genauer anschauen. Die hat einen immerhin 180 kW (245 PS) starken Boxermotor, der mit zwei Zylindern mehr knapp 300 Nm Drehmoment liefert. Für die Fahrten im Outback des Schwarzwalds mag jedoch das Basismodell genügen.
Nächste Woche: BMW 645 Ci; weitere Artikel unter www.FAZ.net/Fahrtberichte
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2004, Nr. 142 / Seite T3
Bildmaterial: F.A.Z.
Daten und Meßwerte
Empfohlener Preis: 31 030 Euro Preis des Testwagens: 37 430 Euro
Vierzylinder-Boxermotor, 2457 Kubikzentimeter Hubraum
Leistung 121 kW (165 PS) bei 5600/min
Höchstes Drehmoment 226 Nm bei 4400/min, 90 Prozent davon ab 1950 bis 5800/min
Erfüllt Euro 3
Automatikgetriebe mit vier Stufen
Permanenter Allradantrieb
Länge/Breite/Höhe 4,73/1,77/1,55 Meter
Radstand 2,67, Wendekreis 10,8 Meter
Leergewicht 1460 (tatsächlich 1520), zulässiges Gesamtgewicht 1970, Anhängelast 1800 Kilogramm; Kofferraumvolumen 455 bis 1646 Liter
Reifengröße 205/R 16 86 H
Höchstgeschwindigkeit 198 km/h
Von 0 auf 100 km/h in 10,9 s
Verbrauch 7,8 bis 11,4, im Durchschnitt 9,2 Liter Super je 100 km; Tankinhalt 64 Liter
Versicherungs-Typkl. HP 21, TK 33, VK 22
Kosten je km (bei 20 000 km/Jahr) 0,40 Euro
cheers,
Gerd
geändert von: gsh on 24/06/2004 14:36:23