Guten Morgen,
als non-STI-Fahrer hat man ja nochmals einen schwereren Stand, da mein Subi motortechnisch nicht die Performance eines STI aufweisen kann. Ich wollte nie einen Japaner haben, das kam nie in Frage, weswegen ich bisher bei europäischen und insbesondere deutschen Herstellern fündig wurde. Gekauft habe ich den Subi trotzdem, nachdem ich verschiedene Fahrzeuge durch habe, davon auch sogenannte (deutsche) Premiumprodukte, von denen drei verschiedene Fahrzeuge Montagsautos waren. Ich versuche mal Erklärungen, warum die Subis allgemein in Tests eher schlecht wegkommen und warum ich mich trotzdem für ihn entschieden habe:
1. Es ist immer die Frage, was man gewohnt ist. Steigt man aus einem Mercedes, Audi oder VW mit bester Ausstattung in einen Subi um, so wirkt alles erstmal ein wenig...einfacher, abwaschbar, weniger Premium. Keine Chromränder, keine Alurädchen mit toller Haptik und Optik, keine Spielereien, kein toller Softlack etc. Und so fehlt "das gewisse Etwas", und das wird in den Tests deutlich. Denn die Tester verlangen ja gerade nach diesem Premiumkram - und vermitteln den Interessenten so, dass man ja unbedingt "premium" braucht, damit ein Fahrzeug gut ist. Mittlerweile kann ich darüber nur lächeln. Die Qualitäten meines MY08 zeigen sich im Alltag - so kann ich beispielsweise meine Lüftungseinstellungen aufgrund der großen Regler mit relativ dicken Handschuhen sicher bedienen - versuch das mal bei einem Golf oder Audi Deiner Wahl... Eine Kleinigkeit, die aber stellvertretend für viele Details steht, an denen man sieht, wie sauber konstruiert der Subi doch ist. Anfänglich habe ich mich auch über die Lenkradbedienungstasten geärgert, die man wirklich kräftig drücken muss, damit das Gewünschte auch passiert. Mittlerweile schätze ich das, denn dadurch werden Fehlbedienungen vermieden. Auch das fehlende Chrom stört mich nicht - im Gegenteil, in meiner B-Klasse, die wahrlich recht gut damit bestückt war, hatte ich je nach Sonneneinstrahlung massive Probleme mit Blendungen. Auch die vielfältigen Möglichkeiten der eigenverantwortlichen Wartung und Überprüfung (z.B. Flüssigkeiten), ein sauberes, gutes Handbuch usw. habe ich bisher nur bei Subaru erfahren. Es würde m.E. auch keinem Subaru-Ingenieur einfallen, einen Spiegelblinker zu verbauen, der den Fahrer beim Blinken blendet - so wie bei einem Golf V, der mich nachts in den Wahnsinn getrieben hat; Die LED brannte sich regelrecht auf die Netzhaut ein, was im Stadtverkehr echt toll ist... Wie Toenz schon richtig sagte: Das subjektiv perfektere Auto muss ganz bestimmt nicht das bessere Auto sein!
2. Die Tester müssten ihre Fahrweise anpassen, können es aber größtenteils nicht. Erstaunlicherweise äußern sich vorallem die Fahrer positiv über den STI, die das Auto so bewegen, wie es bewegt werden muss. Sowohl der Schrick-Test als auch der Test von Herrn Simon zeigt während der Fahraufnahmen, dass sie verstanden haben, wie der Allrad und die damit verbundene Umstellung der Fahrweise funktioniert. So gerne ich Jeremy Clarkson mag, aber er ist für dieses Auto nicht gemacht. Der Mann kann mit einem Hecktriebler driften bis zum Erbrechen, aber den Subi konnte er nicht adäquat fahren. Das zeigte sich auch, als Stig den Evo mit dem Subi verblasen hat... Schon bei meinem "kleinen" Subi ist es nötig, sich bei sportlicher Fahrweise zu verändern - weder eine Fronttriebler-Fahrweise noch die Fahrweise eines Hecktrieblers ist hier angebracht, sondern etwas völlig eigenes, was auch mir anfänglich fremd war. Beispielsweise das Nicht-Gegenlenken ist gewöhnungsbedürftig, wenn man vorher ein Auto mit viel Power an der Hinterachse hatte und stetig am Gegenkurbeln war, weil man sonst gnadenlos in die Wiese gedonnert wäre. Es ist geradezu ein Reflex, den man unterdrücken muss, und damit eine menschliche Fehlerquelle, bei der es einfach ist, es dem Auto in die Schuhe zu schieben. Man ists ja anders gewöhnt... Ergo: Man muss mit dem Subi auch fahren können, und ich bleibe bei meiner Meinung: Wer dem Subi krasses Untersteuern attestiert, kann ihn nicht fahren! Von (falschen) Diff-Einstellungen mal ganz abgesehen...
3. In den deutschen Tests werden deutsche Fahrzeuge grundsätzlich erstmal bevorzugt, auch hier Stichwort Gewohnheit. Was fahren die Tester wohl privat? Wie sonst ist zu erklären, dass VW, Audi usw. stets die Tests gewinnen und sämtliche anderen Hersteller wohl nicht in der Lage sind, ein gutes Auto zu bauen... Auch darf man nicht vergessen, dass gerade VW und Audi absolute Massenprodukte sind, die irgendwie jedem gefallen müssen, damit sie auch in den Stückzahlen verkauft werden, wie es erwartet wird. Und massentauglich, ja, das muss man ihnen zugestehen, das sind sie ganz eindeutig! Und nicht zu vergessen das Image: "Ich fahre Audi, ich bin ein gut verdienender dynamischer Kerl, seht mich an wie geil ich bin..." (ok ok, überspitzt, aber ihr versteht... Vor 10 Jahren hatte man mit BMW dieses Image...) Und der Subi? Zumindest in der zivilen Variante unauffällig und imagefrei, weitesgehend neutral, ein wenig Abneigung (Design...) und ein wenig Positives von Leuten, die Ahnung haben. Als STI aber sicherlich ein Head-Turner...
4. und das ist ein sehr subjektiver, persönlicher, nicht ganz realistischer Punkt
Ich habe mich für den Subi entschieden, da ich immer ein Bild im Kopf habe: Einen Japaner, der eine Fehlkonstruktion zugeben müsste, begeht Harakiri - also konstruiert er es gleich gut und richtig
Ernsthaft: Selbst ein Ferdinand Piech hat größten Respekt, vielleicht sogar Angst vor den japanischen Autobauern. Und ich halte Piech für einen der talentiertesten Ingenieure unserer Zeit. Wenn er also Schiss hat, kann das, was aus Japan kommt, ganz bestimmt kein Müll sein!
5. und auch dieser Punkt ist sehr persönlich: Ein Auto braucht für mich Charakter. Ich hatte ein seelenloses, massentaugliches Auto, meine Ex-B-Klasse. Mit ihm bin ich nie warm geworden und er mit mir auch nicht, sonst hätte ich nicht diese massiven Probleme technischer Natur gehabt. Mein Subi-Vorgänger war ebenso ein recht seltenes (oder sagen wir mal: nicht massentaugliches) Auto wie es der Subi ist. Stört mich das? Nein, im Gegenteil, für mich ist es entscheidend, auf einem Parkplatz unverwechselbar mein Auto zu finden und etwas zu fahren, was nur wenige haben. Ich im Standard-Golf? Geht gar nicht...
Also lieber Threadstarter - mach Dich nicht verrückt. Fahr den Subi und wenn er Dir Spass macht, dann kaufe ihn
Je länger ich meinen Subi im Alltag fahre, desto mehr lerne ich seine Qualitäten zu schätzen.
Viele Grüße
Duri