Heute hatte ich ebenfalls die Gelegenheit, einen Legacy Diesel zu fahren. Unser Händler hat bereits zwei Autos da, weil die zur Bob-WM bei uns als VIP-Shuttle eingesetzt waren. Im Urlaub voriges Jahr hatten wir einen Passat Diesel mit Keyless-Entry, wir sind den ganzen Urlaub nicht richtig dahintergekommen, wann der Motor nach Eindrücken der Schlüsselbox startet und wann nicht (für Schlaue: Kupplung treten alleine war`s nicht immer). Zum Legacy gibt es noch den Schlüssel, also rein damit, warten, bis die Vorglühlampe erlischt, Kupplung treten und starten. Ein leises Nageln gibt einem Gewißheit, daß es wirklich ein Diesel ist, die diesmal zum Glück gelungen dezente Hutze des Ladeluftkühlers weist auf den Turbo. Wer Subaru kennt, findet sich sofort zurecht, alles ist da, wo es immer ist, man kann ohne Bedienungsanleitung sofort losfahren. Nur den Sitz nach vorn rücken ging nicht gleich, die anderen Verstelltasten an der Seite sind selbsterklärend. Die Armaturen wirken im Gegensatz zum Lederlenkrad billig, die Bedienknöpfe der nüchtern glatten Mittelkonsole faßt man eher vorsichtig an, sie wirken etwas zerbrechlich. Bitte nicht an der falschen Stelle sparen, der Faher sitzt die meiste Zeit IM Auto!!
Losgefahren bin ich etwas vorsichtig, man ist ja kein Motorquäler! Wenn das (sehr leise) Geräusch aus dem Motorraum immer weicher wird, tritt man automatisch mehr auf das Gas. Und dann ist eigentlich nur noch Spaß und Genuß angesagt! Die Maschine zieht aus niedrigen Drehzahlen (1500-1800 U/min) sauber und gleichmäßig hoch, der weiche Turboeinsatz schiebt einen dann immer kräftiger nach vorn. Dieseltypisch dauert es etwas länger, bis die Betriebstemperatur erreicht ist. Trotzdem setzt die Heizung relativ zeitig ein. die Regulierung ist für Fahrer und Beifahrer separat regelbar und einfach zu bedienen. Kurz bevor die Temperaturanzeige auf Betriebstemperatur ist, glaubt man bereits, in einem Elektromobil zu sitzen. Vom Diesel ist fast nichts mehr zu hören, man spürt nur noch, wie beim Tritt auf das Gaspedal die Bandscheiben einrasten. Man hat das Gefühl, in einem viel kleineren Auto zu sitzen. Die Lenkung ist leichtgängig und trotzdem sehr präzise und direkt. Das Fahrwerk ist Subaru-untypisch etwas straff, aber nicht unangenehm. Die Schaltung geht "wie Nuß" fast von selber. Subaru mußte wegen dem Getriebe leider das Drehmoment des Motors drosseln, Bald soll jedoch eine neue Sechsgangbox (sicher gleichzeitig mit der neuen Legacy-Karosserie) kommen. Dann sollten sich die Designer aber auch mal in das Auto setzen und am besten mal durch Norwegen an den Fjorden entlangfahren. Im Passat habe ich dort einigemale geschwitzt und bin mehr nach Gehör gefahren (geht nur bei Mietwagen). Im aktuellen Legacy Kombi sieht man immer, wo man ist, enge Straßen sind kein Problem! Im neuen Impreza (obwohl kleiner) hat man viel mehr Probleme.
Man kann Subaru zu dieser Maschine nur gratulieren, die acht Jahre Entwicklungszeit haben sich gelohnt. Aber, liebe Konstrukteure, man baut nicht einen solchen Motor und versteckt ihn unter einer häßlichen Plastekapsel. Runter damit, dafür eine ordentliche Dämmatte (marderfest mit Plastverschalung) unter die Motorhaube, einen schönen Alurahmen um den Ladeluftkühler, ein Unterfahrschutz sorgt dafür, daß der Motorraum immer sauber bleibt. Der Diesel ist angesichts der Kraftstoffpreise und der Besteuerung nicht mehr haupsächlich was für Geizhälse und Pragmatiker. Die Zeiten haben sich gewandelt, heute wird dieser Motor gewählt, weil er ein technisches Sahneschnittchen ist und etwas für Leute ist, die Schub ohne Drehzahlorgien aus jeder Lage heraus wollen und auch nach langer Autobahnfahrt nicht lärmschwerhörig werden wollen. Also verpackt das Teil auch so!!
Die Bremsen passen zum Motor, verzögern gut dosierbar und auf Wunsch sehr nachhaltig.
Völlig sinnlos ist die kleine Momentanverbrauchsanzeige, der Zeiger pendelt ständig von voll auf null. Viel wichtiger wäre eine Öltemperaturanzeige, damit man weiß, ab wann man der Maschine alles abverlangen kann. Auch Öldruck und Ladedruck wären nicht schlecht.
Nebenbei bemerkt, ich finde es auch gut, daß sich Subaru daran erinnert hat, daß sie auch sehr hochwertige Ketten fertigen können. Die kettengetriebenen Nockenwellen und Einspritzpumpe ersparen einem den beim Diesel häufigeren Zahnriemenwechsel.
Der Innenraum im Kofferraum ist fast sauberer verarbeitet als der Fahrgastraum, wobei ich fairerweise sagen muß, daß es sich bei den beiden Vorführwagen um die einfachste Standardausstattung handelt. Und die rahmenlosen Scheiben begeistern noch immer, umso mehr, seitdem man den Impreza um dieses Detail beraubt hat.
Alles in allem ein sehr gelungenes Auto, dem ich maximalen Erfolg wünsche. Mit 30 000 Euro hängen die Trauben für viele zwar etwas hoch, aber der Diesel soll ja gegen Jahresende auch im Impreza kommen.