Oha, jetzt wird theoretisch.
Gurte sind schon eine Wissenschaft für sich und es gibt solche und solche.
D.h. ein Rennwagen hat die technisch machbare Sicherheit für den Körper, koste es was es wolle. Ein Serienwagenhersteller muss leider Kompromisse eingehen (Komfort und Alltagstauglichkeit) und versucht diese durch zusätzliche Sicherheitseinrichtungen (Fahrer-, Beifahrerairbags, Sidebags, Kopfbags, Gurtstraffer) zu kompensieren.
Ein Rennwagen hat keine Airbags. Braucht er auch nicht, nutzt auch nichts. Denn der Fahrer wird durch das Gurtsystem völlig daran gehindert sich irgendwie auf dem Sitz zu bewegen. Der Kopf wird zusätzlich durch Helm und neuestens auch durch H.A.N.S. geschützt/stabilisiert. Da braucht es keinen Airbag mehr.
Ein Vierpunktgurt im Serienwagen ist leider auch nicht das Optimum, da bei einem Frontalaufprall sich der ganze Körper nach vorne bewegt bevor er vom Gurt festgehalten wird. Er klappt nicht zusammen, so wie Jan es beschrieb. Die Füsse fliegen nach vorne, die Arme reist es vom Lenkrad nach vorne. Kopf, Schulter, Becken, alles fliegt nach vorne.
Durch diese Vorwärtsbewegung mit dem Oberkörper werden jedoch die Schultergurte gestrafft und da diese jedoch hinten fixiert sind (keine Automatik) und sich dort nicht bewegen können, ziehen die Schultergurte den Hüftgurt nach oben. Ist der Hüftgurt nun locker angelegt, zieht es diesen sehr weit hoch bis er auch völlig gestrafft ist. Der Körper hingegen und hier im besonderen das Becken bewegt sich aber nach vorne in Richtung Lenkrad. Solange bis er durch den nun gestrafften Gurt brutal festgehalten wird. Ist der Hüftgurt nun in Bauchhöhe gerutscht, könnt ihr euch vielleicht vorstellen, was mit dem Unterleib passiert. Siehe zweites Bild unten.
Das ist wohl der Hauptgrund, warum in der Schweiz diese Vierpunktgurte nicht mehr erlaubt sind. Wegen Fehlbedienung können schwerste Verletzungen am Unterleib entstehen.
Der Beckengurt des Vierpunktgurtes muss ganz stramm am Becken sitzen. Der Ars... darf sich nicht mehr bewegen können. Die Schultergurte hingegen sollen sich sogar noch etwas bewegen können. Deshalb hat Schroth in einem der Schulterbände konstruktiv solch eine "Bewegungszone" eingebaut (asm).
Das Ganze sieht dann so aus:
Beim Serienauto verhindert der Gurtstraffer das der Beckengurt zu locker sitzt, wenns kracht. Die Hüfte wird in den Sitz gepresst und verhindert, das das Becken sich nach vorne bewegen kann.
Da der Dreipunktgurt dem Oberkörper in gewissenm Sinne erlaubt sich nach vorne zu klappen, hat der Hersteller nun die Airbags erfunden. Damit auch beim Seitencrash nicht viel passieren kann (kein Helm, kein HANS), gibt es die Seiten- und Kopfairbags.
Der optimale Schutz für den Körper besteht aus Käfig, Schalensitz mit hohen Lehne, <u>Sechs</u>punktgurt, Helm und HANS. Aber wer fährt schon so auf der Straße. Ist sogar verboten, denn einen Helm darf man im Straßenverkehr nicht aufsetzen.
Also Vierpunktgurt mit Automatik (zwecks Bewegungsfreiheit des Oberkörpers) und sehr straff angelegtem Hüftgurt ist wohl das Beste was man auf der Straße fahren darf und auch noch Alltagstauglich ist. Keine Angst vor der Automatik. Die ist schneller als ein Seriengurt und hindert den Oberkörper zuverlässig daran beim Crash zu weit nach vorne zu klappen. Denn sie sperrt bereits bevor sich der Körper in Bewegung setzt.
Ein Seriengurt wird erst dann gestoppt, wenn der Oberkörper sich bereits bewegt hat. Das passiert bei der Schroth-Automatik nicht. Garantiert.
Andreas