Hier mein Er"fahr"ungsbericht zum Einsatz der FERODO DS2000 auf meinem GT MY99. Ist vielleicht auch für Andere, die sich mit Gedanken tragen, die Bremsanlage umzurüsten interessant.
Die Bremsanlage ist bis auf Stahlflexleitungen, Hochtemperaturbremsflüssigkeit und BrakeBracket Serie.
Im Frühjahr 2002 wurde ein kompletter Satz Serien-Bremsscheiben und -Beläge auf der Vorderachse verbaut.
Mit der Bremswirkung war ich recht zufrieden. An "Test"-Strecke war alles dabei (Stadt, Land, Bitburg, Hochgeschwindigkeitslangstecke, hohe Beladung). Das Fading kam erst, als die Beläge schon sehr runter waren. Die neuen Bremsscheiben haben keine Risse mehr bekommen. Nur von der Haltbarkeit der Beläge von nur 15TKm bin ich etwas überrascht gewesen, wie auch über die stark unterschiedliche Abnutzung der 4 Beläge selber. Deshalb war Ende 2002 ein neuer Satz fällig.
Da man nie genug Bremsleistung haben kann, die Originialbeläge ja auch nicht gerade ein Schnäppchen sind und wir Clubrabatt bekommen fiel meine Wahl auf die Ferodo DS2000 (MY99, vorne FCP986S, hinten FCP1333S, passen wie angegossen ;-).
Jetzt habe ich meine Bremsbeläge in zwei Stufen (aufgrund von unterschiedlichen Lieferzeiten) auf die Ferodos umgestellt. "Test"-Strecken waren jeweils Stadt, Land, Hochgeschwindigkeitslangstecke im Trockenen wie auch nass oder mit Schnee.
Meine Eindrücke:
1.Stufe: DS2000 nur auf der Vorderachse, hinten Serie
- bei gleichem Pedaldruck höhere Bremsleistung auf den Vorderrädern,
- starkes nicken / einfedern vorne,
- leichtes, instabiles Heck, neigt zum schlingern
- ABS greift - für mein Gefühl - sehr früh ein / die Vorderräder neigen früh zum Blockieren
2.Stufe: DS2000 an beiden Achsen
- das Bremsverhalten hat sich deutlich verbessert.
- wiederum bei gleichem Pedaldruck höhere Bremsleistung, diesmal insgesamt
- das übermäßige Nicken / Einfedern ist verschwunden
- das Heck ist wieder vollkommen neutral, kein Eigenleben, kein Schlingern - sogar besser als mit Serie
- ABS-Einsatz bei Bremsleistungen wie bei Stufe1 und darüber bisher nicht erreicht - nur bei Nässe aber auch da später
- ABS lässt sich sicher auch im Trockenen provozieren aber ich hasse das - die Verzögerung ist jetzt schon enorm.
- Das Pedal ist hart und die Bremskraft gut dosierbar.
- Endlich arbeitet auch die Hinterachsbremse und baut etwas Temperatur auf
Über die Haltbarkeit kann ich natürlich noch nichts sagen, werde aber diesen Artikel updaten wenns soweit ist.
Staubentwicklung ist auf dem Niveau der Serienbeläge (unwesentlich höher) aber irgendwie feiner.
Bremsleistung ist auch im eiskalten Zustand schon einwandfrei.
Hier noch ein paar Gedanken zu dem (für mich) deutlichen Unterschied zwischen Stufe1 und Stufe2:
In dem Maße in dem die Bremsleistung (mit dem Reibwert) an der Vorderachse steigt verringert sich die Leistung der Hinterachse. Mit weniger Pedaldruck wird an der Vorderachse die gleiche Bremsleistung wie vorher erreicht jedoch entsprechend dem Pedaldruck weniger Bremsleistung auf der Hinterachse.
Dadurch wird die stabilisierende und die Radlastverlagerung verringernde Funktion der Hinterachsbremse geschwächt.
Zwei interessante Artikel, die meine Beobachtung stützen:
Beurteilung der Bremsbedienung bei Motorradfahrern
http://www.kfv.or.at/2001/fach/01-zvr04.pdf
Die Berücksichtigung unterschiedlicher Straßenreibwerte an Vorder- und Hinterachse bei der Auslegungsoptimierung von Bremssystemen
http://www.lrz-muenchen.de/~wermuth/dokumente/bramur.pdf
die man vielleicht folgendermaßen zusammenfassen kann:
Das Ausmaß der dynamischen Radlastverlagerung steigt mit der Verzögerung, dh, mit steigender Verzögerung erhöht sich die Radlast am Vorderrad während die Radlast des Hinterrades sinkt. Eine optimale Verteilung der Bremskräfte liegt dann vor, wenn der vorhandene Kraftschluss an Vorder- und Hinterrad im gleichen Maße ausgenutzt wird.
Je höher der HA-Reibwert (Reifen-Haftung und auch Bremsleistung) ist, desto größer ist der Auslegungsspielraum der Vorderachsbremse (auch nach oben). Es können damit größere Abbremsungen (insgesamt) und eine Entlastung der VA-Bremsen erreicht werden.
Optimale Bremsung der Hinterachse ermöglicht max. Effizienz der Vorderachse (auch bzgl. Überhitzung).
Für die, die sich mit dem Gedanken tragen nur vorne eine Monster-MOVIT/Prosche/Brembo zu montieren stellt sich die Frage, ob das so wirklich optimal ist (Standfestigkeit sicher aber das Bremsverhalten des gesamten Wagens ?).
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht ?
Grüße
Mathias
P.S.: Für mehr Sicherheit und sehr gute Leistungen kann ich jedem diese einfache "Modifikation" mit großer Wirkung empfehlen - STRONG BUY
UPDATE wie versprochen
Die DS2000-Beläge habe ich vor kurzem ersetzt - die waren aber im Ggs. zu den Originalbelägen noch fahrbar. Laufleistung ist, bei ähnlichem Anforderungsprofil, mit über 25TKm ca. 66% größer. Die Bezeichnung wurde inzwischen von "DS2000" auf "DS Performance" geändert - die Eigenschaften sind aber gleich geblieben. Zur Bestellung zu sehr guten Konditionen für Clubmitglieder über den AK-Teile geht's
hier lang.
Aufgrund der damit möglichen höheren Bremsentemperaturen empfehle ich den Einsatz einer Bremsflüssigkeit mit erhöhtem Siedepunkt wie z.B. die "Pentosin Racing Brake Fluid". Es ist eine DOT4 mit Trockensiedepunkt 300°C / Nass 200°C, normalem Wechselintervall von 2 Jahren und mit ca. 12E/L bei Stahlgruber recht günstig.
geändert von: matze383 on 01/07/2004 14:55:38