Das Thema Bremsen einfahren tendiert klar in Richtung "Öl-Thread".
Nochmal meine ganz persönliche Sicht (da du mich direkt gefragt hast):
Der DSPF ist ein Straßenbelag und daher greifen Hinweise zu Racebelägen zu kurz.
Wenn man es genau nimmt, besteht das Einfahren für mich aus zwei Schritten: Anpassung und Konditionierung der Reibflächen.
Je nach Belag und Scheibe daher 200-1000Km piano einfahren. Die Bremsleistung kann dabei natürlich stetig gesteigert werden.
Gewalt- bzw. Schock-Bremsungen sind während der ersten 300 km Fahrstrecke nach dem Wechsel der Bremsscheiben zu vermeiden (Notbremsung natürlich NICHT!).
Das schöne an neuen Bremsscheiben ist, dass du den erreichten Überdeckungsgrad gut erkennen kannst.
Die nötige Fahrstrecke kannst du selbst prüfen: Wenn die Beläge auf ca. 80-100% tragen, kannst du die Bremse voll belasten.
Die Scheiben und Beläge danach zu Konditionieren schadet sicher nicht - habe ich aber mit den DS Performance noch nie so konsequent gemacht, und bremst auch so (im Zweifel hast du eben nur ein paar µ Belag verschwendet).
Wenn du es machen willst, gehe ich für den DSPF mit dem von Carroll Smith beschriebenen (und GT997 geposteten) Vorgehen konform:
Eine Serie von zehn zunehmend scharfen Bremsungen von 100 auf 10 km/h mit normaler Beschleunigung dazwischen sollte für einen typischen Hochleistungs-Straßenbremsklotz geeignet sein. Man sollte während des Einbremsvorgangs das Fahrzeug nicht ganz anhalten, also überlege man sich eine Stelle, die für die eigene Sicherheit und die von anderen geeignet ist. Sollte man doch anhalten müssen, bevor das Einbremsen abgeschlossen ist, kann es zu ungleicher Übertragung von Belagsmaterial oder Abdrücken auf der Bremsscheibe kommen und genau das soll die ganze Sache ja vermeiden. Game Over.
Bremsleistung dabei ca. 80%.
Hier auch noch die
Einfahrhinweise von Zimmermann und (wer sich den langen Artikel von Carroll Smith nicht antun will) sehr interessant/wichtig (komplett) zum Hintergrund der ganzen Sache den Punkt
"verzogene" Bremsscheibe (man beachte die Anführungsstriche).
Das Einfahren neuer Scheiben mit den alten Belägen (sollten nebenbei gesagt auch die gleichen Beläge sein, die hinterher drauf kommen) ist meiner Ansicht nach praxisfern, da wir hier von Straßenfahrzeugen reden.
Was macht man denn, wenn man den Belagtyp wechselt?
Die Anpassung (mechanisch) der Flächen ist für mich wichtig, weil ein partiell Tragender Belag genauso wirkt wie ein partielles Einfahren: Partielle Überhitzung der Oberfläche mit Umwandlung zu Zementit.
Bei einer Temperatur von 650° C bis 700° C wandelt sich das Gusseisen in Zementit um. Zementhit an sich ist sehr hart und abrasiv aber auch ein schlechter Wärmeleiter. Bei sehr starker Beanspruchung wird sich dieser Prozeß immer weiter selbst unterstützen: die Menge und Tiefe des Zementhit wird immer größer je höher die Temperatur wird und somit wird auch die Bremse immer "holpriger". Letztendlich führt dieser Vorgang zu Symptomen wie Rubbeln, Pulsieren oder Schlagen der Bremse. Abhilfe kann dann nur ein Erneuern der Bremsscheiben und Bremsbeläge bringen.
Grüße
- Matze -