Moin!
Es geht langsam weiter. Ich hatte über Kleinanzeigen einen Motor gefunden. EJ20G, 170tkm aus einem 93er Legacy mit Lagerschaden, also gleich gekauft das Teil. Vergangene Woche kam die Spedition und am Samstag habe ich "No2" zum ersten mal sehen dürfen.
Er ist deutlich gammeliger als mein Motor, aber das ist auch irgendwie keine Überraschung gewesen. Ich denke die Gurke fuhr in Deutschland rum und hat entsprechend viel Salz gesehen. Augenscheinlich war nichts wildes dran, abgesehen von ein bisschen Rost. Gestern abend habe ich also angefangen das Teil zu zerlegen. Leider sind zwei Schrauben der Wasserpumpe abgerissen. Darum kümmere ich mich, wenn es soweit ist. Zudem sind die Ventildeckel nicht mit den originalen Schrauben befestigt gewesen und dazu auch nur mit je zwei Stück. Ich befürchtete schon, dass es etwas Rost innen gibt. An einem Einlasskanal, sieht man auch einen etwas rostigen Ventilschaft. Leider sind auch die Nockenwellen an einigen Stellen mit Flugrost benetzt. Lässt sch alles noch fast mit einem Fingerwisch beseitigen, deswegen mache ich mir dahingehend noch keine großen Sorgen.
Also flugs den rechten Kopf abgebaut und....
Was ist denn da los? Warum ist das ein open Deck? ... naja, später mehr dazu.
Ich hab heute noch ein Stündchen dran gehängt und jetzt alles zerlegt. Freudigerweise ist der Pleuellagerschaden ("Lagerschaden" hatte ich so frei Schnauze übersetzt) wohl wirklich durch Altersschwäche entstanden. Die Kurbelwelle sieht noch sehr brauchbar aus - wenn auch noch nicht auf Schlag gemessen. Komischerweise hat es Zylinder 4 erwischt und nicht die 3. An sich sehen die Schalen von Zylinder 2+4 am schlimmsten aus, denn auch bei der 2 gibts schon ein bisschen Kupfer zu sehen.
Die Hauptlagergasse ist meiner Ansicht nach völlig OK für die Laufleistung. Die Schalen sehen nicht sehr schlimm aus und ich könnte mir vorstellen die einfach dreist weiter zu benutzen. Aber alles zu seiner Zeit. Der Schnodder am Motor (innen wie außen) lässt auf wenig Pflege schließen. Die stellenweise tiefschwarzen Ablagerungen im Kurbelgehäuse sehen eher nach seltenem Ölwechsel aus. Die Wasserkanäle sind sehr rostig und der Zulauf zum Öl/Wasser-Wärmetauscher war sogar schon zugekrustet. Trotzdem keine weiteren Probleme mit gammeligen Schrauben, abgesehen von den zwei Erwähnten an der Wasserpumpe.
Die Kolben sind augenscheinlich auch nicht schlecht. Ich habe sie noch nicht gereinigt aber es gibt wenige Kratzspuren am Hemd. Ölabstreifringe sind sehr verkokt und verklebt. Ich weiß nicht genau, wer an diesem Ding rumgebaut hat, aber augenscheinlich hat er "Bock" gehabt irgendwas an dem Motor zu machen. Der linke Zylinderkopf war nicht fest bzw schonmal demontiert. Nockenwellenlagerung war nicht fest und die Kopfschrauben ließen sich per Hand lösen. Als ich die Köpfe ab hatte, fiel mir auch auf, dass die Kopfdichtungen gefühlt neu sind. Die Rostmenge im Kühlkreislauf passt nicht zusammen mit den Dichtungen. Auf der Dichtung sieht man absolut nichts von dem Rost. Zudem sehen die Dinger geplant aus, finde ich. Wieviel und in welcher Genauigkeit ist natürlich noch unbekannt aber die Höhe lässt sich ja z.B. mit meinen originalen Köpfen vergleichen.
Das
wirkliche Problem: Die Zylinder selbst. Die linke Seite hat Rost in der Buchse. Ich weiß nicht warum und wie da Wasser reingekommen ist. Auf der Rechten Seite ist es deutlich weniger aber auch dort sieht man ein paar Spuren am unteren Zylinderbogen. Der Honschliff ist erkennbar und eigentlich ganz OK für 170tkm. Im Bereich des Feuersteges gibt es an einigen Zylindern umlaufende Schleifspuren, deren Ursache sich mir irgendwie nicht erschließt. Rost ist aber die Kernproblematik:
Ich bin ja eigentlich ein bisschen Schmerzfrei bei sowas und denke mir mit ein bisschen neu honen, sollte das doch OK sein. Wie seht ihr das? Hat jemand Erfahrungen dazu oder wenigstens ne Meinung?
Die Andere Seite ist natürlich die Konstruktionsart des Motors. Ich dachte 1993 gabs nur Closed-Deck Motoren, mit Kühldüsen für die Kolben und Axiallagerung der KW am 3. Hauptlager. "No2" ist aber komplett offen am Kopf, hat keine Öldüsen, Axiallagerung auch an 3. Stelle und die Wasserpumpe ist mit einem Flügelrad aus Blech versehen. Soweit ich mich erinnere, ist letzteres doch erst viel später verbaut worden und ich hätte den Motor auf einen EJ207 geschätzt.
@drischnie: Du bist wohl der beste Experte dafür - kannst du bestätigen, dass der Motor kein EJ20G sein kann? Vielleicht sogar sagen, was es ansonsten ist?
Im Unterschied zu meinem Originalmotor kann ich bei "No2" auch die Tassenstößel zusammendrücken. Liegt vielleicht nur daran, dass mein Motor nie so lange rumstand aber ist das Normal? Ich dachte immer in der Tasse sind die Ölbohrungen so winzig, dass es dort eh verbleibt. Am Originalmotor habe ich nur mit einem Schraubstock das Öl aus der Tasse drücken können.
So dann ... ich werde wohl demnächst erstmal ein bisschen säubern und messen. Das wird wieder sehr viel Zeit und Nerven kosten.
Gruß
Manuel