Nun komme ich endlich dazu einen kurzen Bericht über die Probefahrt mit dem P85D zu schreiben. Ich hatte ihn anfangs Juli 4 Tage und bin insgesamt über 800 km gefahren.
Diesmal in weiss mit anthrazitfarbenen Felgen. Gefällt mir wesentlich besser als das Rot vom ersten Tesla (siehe Beitrag 1).
Kann einfach nochmals bestätigen, dass die Beschleunigung einfach abartig ist. Klar, dass ich das in den vier Tagen mehrmals ausprobiert habe. Selbst bei Vollbesetzung des Fahrzeugs spürt man das Mehrgewicht kein bisschen. Allerdings habe ich mir angewöhnt, jeweils meine Mitfahrer zu warnen, so dass sie zuerst den Kopf an die Kopflehne anlehnen konnten und erst dann bin ich aufs Gas bzw. das „Strompedal“. Kaum einer kann den Kopf bei der Beschleunigung halten, wenn er den Kopf nicht anlehnt. Über 100 km/h lässt der Schub jedoch „etwas“ nach.
Dieses abartige Beschleunigungsgefühl prägte sich doch nachhaltig bei mir ein, denn zwei Wochen später hatte ich für drei Tage einen Nissan GT-R mit 550 PS und der fühlte sich dagegen wie eine lahme Ente an.
Nun zur Alltagstauglichkeit: Dank einer Super-Charger-Station in meiner Nähe war die Batterie meist in einer halben bis ¾ Stunde wieder voll. Auch meine geschäftlichen Termine, die weiter weg lagen, lagen günstig, so dass ich innerhalb eines Radius von 20 km eine Super-Charger-Station hatte. Zu Hause aufladen an der ganz normalen Steckdose braucht hingegen 33 Stunden. Voll aufgeladen hat er eine Reichweite von 404 km. Wenn die Leistung mit Beschleunigungsorgien immer wieder abverlangt wird, kann sich die Reichweite schnell mal halbieren.
Von der Strassenlage war ich sehr positiv überrascht. Die 2.2 Tonnen merkt man längst nicht so stark, wie ich es vermutet hätte. Das Fahrwerk ist sehr straff, aber nicht zur hart. Bodenwellen schluckt es sehr gut. Das Kurvenverhalten konnte ich in den Bergen ausgiebig testen. Gut, in engen Kehren schiebt das Gewicht natürlich schon. Da ist der Tesla nicht mit einem GT-R zu vergleichen.
Ich glaube, ich bin noch nie nach mehrstündiger Fahrt so entspannt angekommen. Die Sitze mit sehr gutem Seitenhalt passen perfekt und lassen keine Ermüdung zu. Da fühlt man sich gleich richtig wohl. Bei dem grossen Touchscreen, bei dem man sich zu Beginn fragt, wie man das alles während der Fahrt finden und bedienen soll, verliert bald seinen Schrecken. Denn alle wichtigen Funktionen können über zwei Rädchen im Lenkrad einfach bedient werden. Im Display neben dem Tacho wird alles sichtbar. Da kann man z.B. das Panoramadach mit einem Dreh zwischen 10% und 75% öffnen. Alles sehr komfortabel und easy.
Der Fahrdistanzassistent kann auf eine Fahrzeuglänge von einem bis vier Fahrzeuge eingestellt werden. Zusammen mit dem Tempomat funktioniert das bestens. Auf der Autobahnausfahrt fährt der Tesla dem vorausfahrenden Fahrzeug nach und bremst selbständig bis zum Stand, wenn das vordere Fahrzeug auch steht. Der Tesla fährt auch wieder an ohne dass man selbst Gas geben muss, wenn das vordere Fahrzeug anfährt. Einzig beim Überholen auf der Autobahn musste ich mir angewöhnen, wesentlich früher, als ich es gewohnt bin, auf die linke Spur zu wechseln, da der Tesla sonst automatisch wegen dem vorausfahrenden Fahrzeug abgebremst hätte. Dies selbst dann, wenn ich den Fahrdistanzassistenten auf nur eine Fahrzeuglänge eingestellt habe. Bei Tesla sagte man mir, dass das der Softwarespezialist noch anpassen wird.
Zum Innenraum lässt sich nicht viel sagen. Carbon und Alcantara harmonieren perfekt miteinander. Ich hatte die Version mit hinten zwei getrennten Sitzen, also die gleichen Schalensitze wie vorne. So war es auch für die beiden Hinterbänkler bei Kurvenfahrten kein Problem, da sie in ihren Sitzen den gleichen Seitenhalt hatten, wie wir vorne.
Platz ist massig vorhanden. Das wenige Gepäck, das ich zum Übernachten brauchte, hatte im vorderen Kofferraum sehr gut Platz und dann hat es ja hinten noch einen riesigen Kofferraum.
Fazit: ich war selten von einem Fahrzeug so fasziniert, wie vom Tesla S P85D. Ja und das selbst ohne Motorengeräusch. Mit etwas Planung kann man mit dem Tesla auch schon heute längere Strecken ohne weiteres hinter sich bringen. Und: Turbo warmfahren oder kaltfahren, was ist das? Beim Tesla kann man von der ersten Sekunde an einfach Gas geben, wenn man will…
Nun bin ich sehr gespannt auf den neuen Tesla X, den ersten SUV, den Tesla an der IAA im September in Frankfurt vorstellen wird. Er soll bis zu 756 PS haben mit einer Reichweite von 480 Km. Davon gibt’s dann einen separaten Bericht.
Gruss
Lukas
P.S. nachfolgend ein paar Impressionen. Ok, das Auto hat Zürcher Nummernschilder, aber das ist einfach erklärbar. In Zürich muss man für Elektroautos keine Motorfahrzeugsteuer zahlen. Da ist die rot-grüne Regierung bei uns in Basel schon „fortschrittlicher“, die haben im Motorfahrzeugsteuergesetz eine Formel eingebaut, so dass der P85D umgerechnet einen Hubraum von 11‘600 ccm hat. Wir reden also von einem Lastwagenmotor. Kein Wunder, dass dann der Tesla in Basel pro Jahr rund CHF 2‘700.- Motorfahrzeugsteuer kostet.