@Carver:
Eines voraus: Ich möchte Dich persönlich mit diesem Beitrag nicht angreifen, aber...
Wie passt Deine "lockere Einstellung" zum Datenschutz zum Beruf des Steuerberaters? Kannst Du das erklären?
Das ist für mich so, als würde sich ein Strafverteidiger für die Einführung der Todesstrafe einsetzen oder für die Beschneidung der Rechte von Beschuldigten im Strafverfahren. Also als würde sich der Strafverteidiger dafür einsetzen, dass er seine Mandanten schwerer und schlechter verteidigen kann.
Die meisten Steuerberater, die ich kenne, vertreten die Einstellung, dass die Lockerung des Datenschutzes im Bereich des Bankgeheimnisses (das de Factoo in DE nie wirklich existierte im Vergleich zu Österreich z.B.) oder die Lockerung des Datenschutzes in Bezug auf Auskunftspflichten des Steuerbürgers den Finanzbehörden gegenüber, sehr schlecht sei.
Ein aktuelles Beispiel wäre die EU-weite Abschaffung des Bankgeheimnisses und der Automatische Kontenabgleich über die Grenzen hinweg innerhalb der EU, was momentan auf der Tagesordnung der EU-Regierung steht.
Hier die Erklärung für Diejenigen, die es nicht wissen. Wenn beispielsweise ein Deutscher ein Konto im Ausland eröffnet, sollen seine Zinseinnahmen und die Information, dass dort ein Konto im Ausland überhaupt existiert, automatisch ans Deutsche Finanzamt gemeldet werden. Dies ist bereits seit 2005 so umgesetzt, lediiglich Österreich und Luxemburg machen dabei nicht mit - noch nicht.
Ich vertrete hier die Meinung, dass wenn man in Deutschland Geld verdiend hat und dieses versteuert hat, dass dieses Geld dann einem gehört und es das Finanzamt nichts anzugehen hat, in welchem Land und auf welchen Konten man das Geld lagert oder arbeiten lässt, so lange man die daraus resultierenden Gewinne ordentlich versteuert. Wenn ein Deutscher in Österreich ein Konto hat, wird deshalb dort eine Kapitalertragssteuer automatisch erhoben und anonym an Deutschland abgeführt. Das soll künftig geändert werden, es soll dem Deutschen Finanzamt gemeldet werden, dass dort ein Konto existiert und wem es gehört.
Die Frage ist wozu?
Es wäre problemlos möglich im Ausland immer eine automatische Kapitalertragssteuer auf alle Kapitalgewinne zu erheben und diese anonym ans Deutsche Finanzamt zu übermitteln. Das will man aber nicht, man will exakt wissen, wer wo im Ausland welche Konten unterhält.
Der einzige Grund, warum das so sein soll, der mir dafür einfällt, ist das Beispiel Zypern. Wenn die EU in Finanznöte gerät oder auch nur Deutschland allein, will die Regierung wissen, wo ihre Bürger Ihre Konten haben, um dort das gleiche zu tun, was in Zypern passierte. Es sollen in solchen Fällen die Konten aller Deutschen (auch im Ausland) mit einem Rettungs-Obulus belastet werden. So wie in Zypern, jedem der ein bestimmtes Guthaben oder mehr auf dem Konto hatte, zur Rettung Zyperns 10% des Guthabens vom Konto weggenommen wurde.
Begründe es aber bitte nicht mit dem Totschlagargument, alle die was vor dem Finanzamt zu verbergen hätten, wären de Facto Steuerhinterzieher.
Gruss
Freeman
P.S.
Und zum Thema eCall, kann das System ganz einfach zu einer Versicherungs-BlackBox erweitert werden.
Lies mal hier:
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/mein…g-12747505.html
und
http://www.heute.de/versicherer-s-direkt…n-31326664.html
Wenn dann in 5 Jahren die Versicherer dafür gesorgt haben, dass das eCall System zur Fahrverhalten-Analysierenden Blackbox umprogrammiert wurde und eine solche für jeden Versicherungsnehmer verpflichtend ist, kannst Du Dir sicher vorstellen, dass jeder WRX und STI Fahrer, der öfter Mal schärfer bremst oder zu viel Gas gibt, als "gefährlicher Fahrer" eingestuft wird und alleine wegen seines Fahrverhaltens und des daraus höheren Unfallrisikos (nach Meinung der Versicherer) den doppelten oder dreifachen Versicherungsbeitrag zahlen dürfen.
Hoffentlich hast Du, wenn es so weit ist, immer noch die Courage zu sagen, damals fand ich das gut. Und jetzt finde ich es gut, den doppelten oder dreifachen Versicherungsbeitrag zu zahlen, weil ich mit meinem sportlichen Fahrstil von den Versicherern als gefährlicher Raser eingestuft werde. Das ist dann der Beitrag an der Gesellschaft, oder?