Interview mit Loeb
Loeb: "Ich war wütend auf mich selbst"
Da Titelrivale Marcus Grönholm bei der Rally Australien nur Platz fünf belegte, wurde Citroen-Pilot Sébastien Loeb zum dritten Mal in Folge Rallye-Weltmeister. In einem Interview erklärt der Franzose, wie er von seinem Titelgewinn erfahren hat.
Haben Sie den Verlauf der Rallye überhaupt verfolgt?
Loeb: "Nicht wirklich. Ich habe die Rallye Türkei vor zwei Wochen von Beginn an ganz genau verfolgt. Doch als ich gesehen habe, wie schnell Grönholm war und ich nichts machen konnte, habe ich mich nicht wohl gefühlt. Das wollte ich diesmal nicht erleben."
Was haben Sie gedacht, als am Freitag dann ihr Handy einschalteten?"Als ich meine Textnachrichten gelesen habe, habe ich gesehen das Grönholm zehn Minuten Rückstand auf den Führenden hatte. Das hat meine Laune erheblich gesteigert. Ich habe dann Kronos-Chef Marc van Dalen angerufen und er hat mir genau erzählt, was passiert war."
Haben Sie befürchtet, dass Grönholm wegen vieler Ausfälle wieder nach vorne gespült wird?"Das kann natürlich immer passieren. Die ersten Prüfungen haben ja gezeigt, dass man mit allem rechnen muss. Aber zehn Minuten Rückstand sind schon viel. Und damit noch einen Podestplatz zu holen, ist wirklich schwierig. Ich habe Marcus nach der letzten Prüfung eine SMS geschickt, und mich bei ihm für den spannenden Zweikampf bedankt. Er hat mir gratuliert und Revanche für 2007 angekündigt."
Wie fühlen Sie sich, nun da Sie Ihr Ziel WM-Titel erreicht haben?
"Ich habe es noch nicht richtig verarbeitet. Ich bin natürlich erleichtert, vor allem wenn man sich ansieht, was zuletzt alles passiert ist. Ich war sehr wütend auf mich wegen des Fahrradunfalls. Nicht viele haben ernsthaft geglaubt, dass wir als Privatteam den Titel holen. Aber wir haben fehlerlos gearbeitet."
Nun können Sie sich ganz auf Ihre Genesung konzentrieren?
"Ja, aber ich habe noch viel Arbeit vor mir. Die Röntgenaufnahmen zeigen, dass der Heilungsprozess gute Fortschritte macht. In zwei Wochen habe ich erneut eine Untersuchung, aber ein solcher Bruch ist ziemlich kompliziert."
Wann werden Sie in die WM zurückkehren?
"Ich kann mein Privatauto zwar wieder fahren, aber ein WRC-Auto zu steuern ist was ganz anderes. Ich kann noch kein Datum nennen. Vielleicht werde ich in Neuseeland an der Recce teilnehmen, da dort neue Prüfungen gefahren werden. Auch wenn ich dann nicht bei der Rallye selbst starten werde, so kann ich schon einmal Erfahrungen für 2007 sammeln. Ich muss jetzt erst einmal Geduld haben, aber so kann ich mich wenigstens richtig über meinen Titel freuen."