Zanardi: Ich muss nichts mehr beweisen
Alex Zanardi kehrt auf den EuroSpeedway zurück: Der Italiener wird am Sonntag jene 13 Runden symbolisch beenden, die ihm bei seinem Unfall vor zwei Jahren an gleicher Stelle bis zum Ende des Rennens fehlten. Am EuroSpeedway sprach Zanardi über seine Rückkehr.
Es war eines der emotionalsten Rennen der Champ Car-Geschichte: Die Europa-Premiere der amerikanischen Monoposto-Serie stand zunächst im Schatten des Anschlages vom 11. September 2001.13 Runden vor Schluss des Rennens kam es zum folgenschweren Unfall von Alex Zanardi. Der Italiener kam bei der Boxenausfahrt ins Trudeln und rutschte in den Weg von Alex Tagliani, der den Reynard von Zanardi voll erwischte. Nach tagelangem Ringen ums Überleben mussten Zanardi schließlich beide Beine abgenommen werden.
So emotional der erste Auftritt der Champ Cars am EuroSpeedway war so emotional wird auch der zweite werden: Der lebensfrohe Italiener wird symbolisch sein Rennen von 2001 beenden im Renntempo am Steuer eines Reynard, der in den Farben von 2001 lackiert worden und auf Handsteuerung umgebaut worden ist. Ich freue mich wirklich sehr, gerade bei diesem Rennen dabei sein zu können, so Zanardi. Die deutschen Fans sind etwas ganz besonderes und ich habe auch schon viele Plakate an der Rennstrecke gesehen, auf denen stand: Welcome back Alex.
Auf die Frage, welche Gefühle ihn bei seiner Rückkehr auf das Trioval im Süden Brandenburgs bewegen, antwortete Zanardi: Ich empfinde großen Stolz, dass ich mein Leben wieder in den Griff bekommen habe und freue mich darauf, dieses Rennen zu Ende zu fahren und hoffe, dass alles gut läuft. Dabei stellt der 36-Jährige auch klar: Das wird der Schlussstrich unter meiner Rennkarriere sein. Ich habe nichts mehr zu beweisen und auch keine Ängste oder dergleichen zu überwinden. Ich möchte allein ein Zeichen setzten für all die Menschen, die Probleme haben. Wenn sie mich am Sonntag beim Herumzappen vor dem Fernseher sehen, werden sie denken: Wenn der Kerl ohne Beine noch Rennen fahren kann, dann bekomme ich meine Probleme auch in den Griff.
Dabei steckt in Zanardi immer noch der alte Racer. Als ich das Setup des Autos gesehen habe, wollte ich gleich wieder alles ändern. Also der Sturz zum Beispiel könnte
Aber ihr kennt mich ja: Schon Chip Ganassi hat mich in der letzten Runde von Laguna Seca ermahnt, mich mit dem zweiten Platz zufrieden zu geben. Damit spielte Zanardi auf jenes sensationelle Überholmanöver im legendären Cork Screw an, das ihm damals in letzter Sekunde den Sieg einbrachte.
Auch technisch wurde für die Rückkehr Zanardis in ein Champ Car an alles gedacht. Die Kupplung funktioniert wie die Handbremse eines Fahrrads, das Gas wird mit dem Daumen bedient und für das Bremspedal, das ich mit meiner rechten Prothese bediene, wurde eine Kiste gebaut, damit ich die ganze Kraft auf die Bremsen bringen kann, erklärte Zanardi.
Schlüsselerlebnis zur Idee, die 13 fehlenden Runden zu beenden, war ein Besuch auf einer Kartbahn. Ich war dort mit meinem Bruder, damit unsere Kinder ein paar Runden drehen konnten. Ich habe mich dort von dem Bahnwart mit Kabelbindern an dem Gokart festzurren lassen, um nur eine Runde zu fahren. Dabei habe ich gemerkt, dass ich ganz schön viel Kraft auf die Pedale bekommen habe. Zuhause habe ich gleich nachgemessen, wie viel Kraft ich hatte und das waren immerhin 200 Pfund.
Auch Chris Pook, Geschäftsführer der CART, war schnell von der Idee der Rückkehr Zanardis begeistert. Er hat zu mir gesagt, dass ich das gerne machen darf, wenn ich es mir zutraue. Ich habe daraufhin Ja gesagt. Und da bin ich nun.