Es war im November, kurz bevor ich mein Auto in den Winterschlaf schicken wollte.
Da die "Straße" auf der ich fuhr unsaeglich viele und tiefe Schlagloecher besaß, dachte ich mir, weiche ich doch mal fix auf den angrenzenden Acker aus (wie es anhand der Spuren auch schon andere gemacht hatten) Da es allerdings schon zwei Tage fast ununterbrochen geregnet hatte, war der Boden natuerlich richtig schoen aufgeweicht. Anfangs kam ich trotzdem gut vorran, aber dann hats mich doch getroffen. Ich hatte mich richtig schoen festgefahren. Na toll, weit und breit kein Haus in Sicht und ich wusste ehrlich gesagt noch nicht mal, wo ich wirklich bin (Ich war gerade dabei, ein paar neue Offroadstrecken fuer den Sommer zu erkunden). Also erstmal aussteigen und Hilfe suchen. Tja, als ich die Fahrertuer oeffnete, stand die Pampe bis zur Unterkante der Tuer. Ich hatte noch Glueck, dass mir nichts ins Auto gelaufen ist. Also bin ich rueber auf die Beifahrerseite geklettert und habs da versucht. Dort konnte ich wenigstens gefahrlos die Tuer oeffnen. Bis zur Straße waren es ca. 10m, die haben aber ausgereicht, um meine Lederschuhe dahinzuraffen. Bis ueber den Knoechel waren beide Schuhe mit Schlamm ueberzogen. Schoene Scheiße dachte ich mir, denn es setzte gerade Nieselregen ein und ich fragte mich, in welcher Richtung wohl die naechste Menschenseele wohnen wuerde. Wie aus dem nichts tauchte eine junge Frau mit Hund auf und fragte mich, ob sie helfen koenne. Mein erster Gedanke: Wie heißt der Film, der hier gedreht wird? Nunja, nachdem sie mir beschrieben hatte, wo der Bauer wohnt, dem das Feld gehoert, machte ich mich mit ihr auf den Weg ins naechste Dorf (das erstaunlicherweise gerade mal 300m entfernt hinter der naechsten Kurve lag, aber vom Acker aus nicht zu sehen war) Leider war der Bauer gerade in der Hauptstadt einkaufen, wie mir ein Nachbar zu berichten wusste. Was jetzt? Der Nieselregen hielt natuerlich weiterhin an und es wurde langsam dunkel. Ich hatte bereits Hilfe bei einem Freund mit STI geordert, doch bis er kam, dauerte es ca. 45 Minuten. Als er da war, meinte er nur: "Da steht ein Riesenradlader mit FLAK-Scheinwerfer auf dem Feld!" Ich rannte wieder aus dem Dorf zurueck zu meinem Fahrzeug. Mittlerweile waren meine Haende und Fueße vom andauernden Regen und der aufkommenden Novemberkaelte ganz steif. Das spielte aber jetzt keine Rolle. Als ich auf dem Feld ankam, traute ich meinen Augen kaum. Da stand ein wirklich gigantisch wirkender Caterpillar Radlader (wie man ihn aus dem Bergbau kennt) mit aufgerissener Klappschaufel vor meinem Auto um brummte und rauchte vor sich hin. Unweigerlich draengte sich mir das Bild eines wuetenden Drachen auf, der gerade drauf und dran war mein Auto in Stuecke zu reißen. Gluecklicherweise stellte sich heraus, dass die junge Frau mit dem Hund den Gehilfen des Bauern benachrichtigt hatte und dieser mit ebendiesem Monstrum rangierte, um sein Abschleppseil an meinem Subi befestigen zu koennen. Nachdem das Seil befestigt war, wurde mein Auto mit Baerenkraeften aus dem Schlamm gezogen. Selbstverstaendlich hatte ich in all dem Durcheinander vergessen, den Schluessel ins Zuendschloss zu stecken und so rastete das Lenkradschloss ein. Auf dem Acker war das noch nebensaechlich, doch als mein Subi wieder ebenjene "Asphalt-Kopfstein-Pflaster-Flickereien" (genannt: Straße) unter seinen Reifen hatte, die ich umfahren wollte, rollte er dank volleingeschlagenem Lenkrad fast in den gegenueberliegenden Straßengraben. Die Bremsanlage war momentan unbrauchbar, da alles voller Schlamm war. Aber es war vollbracht. Ich startete den Motor und war heilfroh, dass er ohne Murren ansprang.
Nun war es an der Zeit sich bei den hilfsbereiten Brandenburgern zu bedanken, und die mittlerweile zehn Schaulustigen aus dem Weg zu scheuchen. Barfuß, da meine Schuhe ja ein neues natuerliches Gewand hatten, und mit immernoch steifen Haenden und Fueßen machte ich mich dann auf den Heimweg. Natuerlich hatten alle Waschanlagen bereits geschlossen. Also hieß es, den Dreck mit nach Hause zu nehmen. Auf der Fahrt hatte ich mehrmals das Gefuehl, dass ich meinen Auspuff oder aehnliches verloren hatte, doch es waren nur die Schlammbrocken, die nach und nach vom Auto abfielen.
Als ich endlich daheim war, fiel ich todmuede ins Bett. Am naechsten Morgen begutachtete ich mein "Werk" bei Tageslicht. Trotzdem ich gefuehlte 100kg Schlamm auf dem Ruckweg auf den Straßen verteilt hatte, sah mein Subi aus wie Sau. Also ab zur Waschanlage. Der gute Mann, der die Vorwaesche macht, hatte seine helle Freude. "Da hatte wohl jemand richtig Spaß, was?", hatte er mit einem wissenden Grinsen gefragt. Da er reichlich zu tun hatte, gab es ein ordentliches Trinkgeld und seitdem, macht er die Vorwaesche immer besonders akkurat. Manchmal erwaechst aus Dummheit eben doch etwas gutes. Ich kenne nun die halbe Einwohnerschaft eines 50 Seelendorfes in Brandenburg (die gerade den Berlinern gegenueber laut Klischees ueberhaupt nicht aufgeschlossen sind) und habe eine Stamm-Waschanlage gefunden. Und das alles nur, weil ich die Faehigkeiten meines Autos ueberschaetzt habe. Wenn es doch immer so im Leben laufen wuerde
Und die Moral aus der Geschicht: Schlammige Aecker? Niemals nicht!
Seitdem fahre ich nur noch im trockenen ueber Felder oder nehme Sandwege