Navigationsgeräte (Navis) fürs Auto sind immer noch in der Entwicklungszeit und die Fortschritte pro Jahr und Version sind riesig. Ebenso ernüchternd sind dann Geräte mit schwachen Leistungen (= rausgeschmissenes Geld)
Ich gebe hier Tipps und Erfahrungen aus 7 Jahren weiter, die vielleicht dem Einen und Andern als Kaufhilfe dienen können. Ich mache dies an einem aktuellen Beispiel: unsere Hauptversammlung.
Zunächst: ich gehe davon aus, dass ein Navi in mir unbekannten Gegenden und Städten helfen soll. Für meine Heimatstadt/Wohnadresse brauche ich kein Navi.
Ich habe folgende Geräte verglichen:
A) Original ab Werk Gerät im Subaru Outback
B) Mobiles Gerät im STI: Garmin Street Pilot 2610
C) Mobiles Gerät im STI: naviflash
Die Geräte sind in CH und D erhältlich.
Grundsätzlich hängt die Leistung eines Navi von folgenden Parametern ab:
- Kartenmaterial bzw. Daten, die der Hersteller zur Verfügung stellt
- Umfang der Nutzung dieser Daten
- GPS-Empfangsqualität
- Geschwindigkeit des Rechners
- Technische Ausrüstung des Navis
- Verknüpfungsmöglichkeit mit dem Fahrzeug (Schnittstellen)
Die Komfortmerkmale (z.B. mit/ohne Bildschirm, Sprachein-/ausgabe usw.) darf sich jeder selber nach Belieben auswählen. Ich bewerte diese nicht.
Was gilt es zu beachten?
Kartenmaterial: Das Navi kann nur das zeigen, was der Kartenhersteller liefert. Es gibt keine zuverlässige Angaben über die Aktualität von Kartendetails. Liefert eine Gemeinde / Kommune keine digitalen Daten, dann kann auch der Hersteller der Navidaten nur ungefähre Angaben liefern. Updates von Kartendaten jährlich bringen nur geringen Nutzen, sind aber recht teuer. Alle 3 Jahre genügt auch.
Umfang und Nutzung der Daten: Jeder Navi-Hersteller entscheidet selber, welche Daten er nutzen und zeigen will. Bei Strassen entscheidet er z.B. ob er Feldwege zeigen will, also den Detaillierunsgrad. Das ist nur relevant für Navis mit Kartenbildschirm. Bei POI (Point of Interest = "qualitative" Ziele, z.B. Hotel, Bahnhof, Grenzübergang, Tankstelle (mit/ohne Markenname), Stadtzentrum usw.) kommt die grosse Selektion. Jeder Navihersteller hat seine eigenen Vorstellungen. Das ist besonders wichtig bei kleinen Ländern wie der Schweiz. Da wünscht der Kunde mehr Details als in D oder F.
Wer viel "Europa fährt", braucht unbedingt ein Navi mit dem Kartenmaterial von allen EU-Ländern. Software, die nur EIN Land oder ZWEI kleine Länder im direkten Zugriff zeigt ist Schwachsinn. Wenn man von Paris nach Mailand fahren will, so will man in Paris bereits die Adresse in Mailand eingeben. Geht aber nicht, wenn nur einzelne Länder direkt anwählbar sind.
GPS-Empfangsqualität: Es gibt Geräte mit integriertem GPS-Empfänger (hier die Beispiele A und B) oder separat angeschlossenem GPS-Empfänger (Beispiel C). Wichtig, es gibt Autos, deren Frontscheibe für GPS-Signale kaum durchlässig ist. Da muss man mit Beispiel C fahren, sofern das Kabel genügend lang ist und der GPS-Empfänger auf dem Autodach befestigt (Magnet, kleben - Waschanlage?) werden kann. Sonst nützt der per Kabel angeschlossene GPS-Empfänger nichts. Bei Subaru ist die Frontscheibe bislang durchlässig.
Geschwindigkeit des Rechners: Die kommt dann zum Tragen, wenn man anders fahren muss, als das Navi geplant hat (Umleitung). Da ist entscheidend, wie lange es dauert, bis der Rechner eine neue Route zum selben Ziel errechnet hat. Es ist aber auch wichtig, wenn ich während der Fahrt wiessen will, wo die nächste SHELL Tankstelle (wegen V-Power natürlich
) zu finden ist.
Technische Ausrüstung des Navis: Normale Navis können Daten lesen und rechnen und anzeigen. Bessere Navis wissen, ob sie beschleunigt, gebremst oder nach links oder rechts bewegt werden. Sie haben einen eingebauten Sensor. Mechanisch ist das ein Gyroskop, zu Deutsch Kreiselkompass. Das kann man heutzutage allerdings rein elektronisch, also ohne Mechanik, verwirklichen. (Kommt alles aus der Flugzeugtechnik)
Verknüpfungsmöglichkeit mit dem Fahrzeug: Es gibt Navis, die über Schnittstellen (Kabel!) ans Auto angeschlossen werden, damit sie merken, ob der Rückwärtsgang eingelegt ist oder wie schnell das Auto fährt usw. Das sind alles Angaben, die dann nützlich sind, wenn das Auto keinen GPS-Empfang mehr hat (Tunnels Häuserschluchten, Wälder, Parkgaragen, total mieses Wetter, usw.)
Und jetzt zu den Resultaten (von A, B, C)
Bei Gerät A lässt sich nur kritisieren, dass hie und da "seltsame" Routen vorgeschlagen werden oder an unmöglicher Stelle gewendet werden soll. Alles andere ist perfekt, bzw. so aktuell, wie die Daten auf der DVD sind. Man kommt ans Ziel. Die Zahl der POI ist sehr hoch.
Als Mängel zähle ich auf, dass nur das "Mutter-Europa" abgedeckt ist. Ungarn oder Polen sind z.B. nicht vorhanden. Also mangelhafte Abdeckung ausserhalb der EU. Die CH gehört natürlich zur EU ;-)
Bei Gerät B wirds bereits mühsam. Ich würde nie mehr ein Gerät OHNE eingebautes Gyroskop kaufen. Zu oft habe ich die Meldung gehört: Kein Satellitenempfang! Und das genau dort, wo ich nicht mehr weiter wusste an einer Verzweigung oder Einspurstrecken in Tunnels oder zwischen Häuserschluchten von Basel über Frankfurt bis nach Paris.
Auf der A61 oder zwischen Mailand und Turin wusste das Garmin mehrmals einfach nicht mehr, wo es war. Hektisches rechnen, neue Routen vorgeschlagen, aber alles Quark und Unsinn. Zum Glück war da noch Gerät C dabei. Wenn man zu diesem Zeitpunkt noch wissen will, wo die nächste SHELL Tankstelle ist, dann ist man mit dem Garmin 2610 verloren.
Ich suchte Sinsheim. Dort das Museum oder das Hotel. Alles Fehlanzeige. Wo ist die GV? Wo ist das Hotel Sinsheim (POI)? Alles Fehlanzeige
Gerät C habe ich gekauft, weil es in den EU-Ländern die stationären Radar- und Rotlichtanlagen kennt und mit netter Stimme und einem Symbol warnt. Leider liefert das Gerät ausserhalb Deutschland sehr oft völlig unsinnige Routenvorschläge oder fordert auf richtungsgetrennten Strassen zum Wenden auf. Autsch!
Dafür weiss es, wo Sinsheim ist. Auf der POI-Liste der Hotels ist das "Hotel Sinsheim" allerdings nicht aufgeführt. Aber die Adresse: In der Au 25, lässt sich finden.
Und damit alle noch aktuell etwas zum Mekern haben:
- Keines der Geräte weiss, wo Anneau du Rhin ist. Offenbar ist diese Rennstrecke nur in Navis in Ferraris zugänglich
Fazit
1. Ab Werk bekommt man die leistungsfähigsten Geräte, wegen den Verknüpfungen mit den Bewegungsdaten des Autos. Aber die Geräte und die Software entsprechen oft nicht dem aktuellsten Stand (sprich Ladenhüter). Ein Update der Daten (DC oder DVD) ist teuer.
2. Navis ohne eingebautes Gyroskop sind in allen GPS-Schattengebieten (davon gibt's mehr als erwartet) mit ihrem Latein am Ende.
3. Mobile Geräte sind viel nützlicher, weil man sie in mehreren Autos verwenden kann, z.B. an Freunde ausleihen, die in die Ferien fahren.
4. Navis mit Anzeige pro Land sind für "Europa-Fahrer" unzumutbar.
5. Schweizer brauchen mehr Details als D oder F oder I Benutzer.
Gruss Walter
geändert von: Hikari on 09/10/2005 09:09:39