Es ist an dieser Stelle wohl völlig sinnlos, die atomaren Risiken für Kunden japanischer Waren zu erörtern. Nur soviel dazu: Panik ist nicht angebracht, noch weniger jedoch braucht es sachkenntnisbefreite Beschwichtigungen. Wer die berechtigten Sorgen anderer Leute bei diesem Thema als "Schwachsinn" abtut, hat sich als ernstzunehmender Gesprächsteilnehmer mit einem einzigen Wort ins Abseits gestellt. Nur zur Erinnerung: In Teilen Bayerns dürfen auch 25 Jahre nach Tschernobyl bis heute bestimmte Pilze und Wildscheine nicht verzehrt werden. (Und jetzt komme mir keiner mit "Du isst dein Auto ja nicht.")
Bei der Frage, ob man sich derzeit einen neuen Subaru kaufen sollte, spielen hierzulande wirtschaftliche Überlegungen eher die Hauptrolle, denn die Werke von Subaru liegen allesamt in einer Distanz zu Fukushima, die nicht klein zu redenden Anlass zur Sorge gibt. Alle anderen japanischen Fahrzeughersteller haben es da mit ihren Produktionsstätten deutlich besser. Aber selbst dort - und auch hierzulande - sind bereits Lieferschwierigkeiten gegeben; unsere Automobil- und Schienenfahrzeug-Hersteller rechnen bereits mit längeren Produktionsausfällen und Kurzarbeit.
Aus den folgenden Fakten ergeben sich jedenfalls berechtigte Fragen:
- Kein anderer Fahrzeugsteller ist geographisch ähnich direkt involviert wie Subaru.
- Die Lage in Fukushima wird, nun schon seit Wochen, von Tag zu Tag schlimmer.
- Bisher hat nur die vorherrschende Windrichtung Schlimmeres verhindert.
- Unter den Problemen der Zulieferer werden die kleineren Fahrzeughersteller (wie Subaru) mehr zu leiden haben als die Multis.
- Der gesamtwirtschaftliche Schaden nimmt in unvorhersehbarer Vielfalt für viele Jahre Einfluss auf die Konkurenzfähigkeit.
- Das Krisenmanagement, ebenso wie die Informationspolitik der Japaner, läßt insgesamt kein Vertrauen aufkommen.
Jedenfalls frage auch ich mich, ob ich derzeit 40 k€ in ein Produkt investieren soll, dessen Hersteller mit einem sichtbaren Restrisiko vor unsichtbaren Herausforderungen steht. Die Frage ist dabei in erster Linie nicht, ob Ersatzteile künftig im Dunkeln leuchten, sondern ob sie überhaupt noch schnell genug verfügbar sein werden, um ein Alltagsfahrzeug nicht zu einer Standuhr werden zu lassen.
Und wie viel (auch psychologische) Krise braucht es, die hiesigen, ohnedies schon vergleichsweise kleinen, dünngesähten Vertragswerkstätten betriebswirtschaftlich auszutrocknen?
Gruß
Herbert