Ich hatte mittlerweile ein nettes Telefongespräch mit Joe Marco über die von ihm durchgeführten Tests. Ausgangspunkt war eine ältere Aussage von Hubert Gramling vom FIA Institute, dass Integralhelme nicht zusammen mit Airbags verwendetet werden sollten, wegen eines erhöhten Verletzungsrisikos im Kinnbereich. Laut Joe Marco lagen dieser Aussage aber keine tatsächlich durchgeführten Tests in Produktionswagen zu Grunde. Die Arbeit von Gramling bezog sich auf Formelautos. Wer des englischen mächtig ist und 24,- USD anlegen möchte, könnte sich das Dokument hier verschaffen:
http://papers.sae.org/2000-01-3543/
Das führte dann 2004 dazu, dass die SCCA (so etwas wie der amerikanische Dachverband für Clubsport) ein Bulletin herausgab, demnach keine Integralhelme verwendet werden sollten, wenn im Fahrzeug ein aktiver Airbag verbaut ist.
Um die Sachlage in Produktionsfahrzeugen im Gegensatz zu Formelautos genauer auszuloten, hatte Joe Marco dann später bei Delphi (einer der größten Zulieferer) entsprechende Tests durchführen lassen. Und zwar hauptsächlich in der Konfiguration mit 3-Punkt Gurt, weil dieses den Worst Case darstellen würde. Es wurde mit verschiedenen Helmformen getestet. Ergebnis war, dass nichts gegen die Verwendung eines Integralhelms zusammen mit einem Airbag spricht, wenn das Helmvisier entweder entfernt oder bündig geschlossen ist. Zu vermeiden ist ein geöffnetes Visier, das vom Airbag getroffen werden kann. Ebenso sind Sonnenschirme an Integral- und auch Jethelmen zu vermeiden. Also alles, wo der Airbag sich "einhaken" könnte. Joe benutzte das Wort "catch", mir fällt gerade keine bessere Übersetzung ein.
Über die Ergebnisse von Joe Marko gibt es übrigens offenbar keinen Dissens mit Hubert Gramling: Hubert Gramling hatte die Ergebnisse von Joe auf der SCCA Tagung 2006 vorgestellt.