Irgendwann zu Jahresbeginn kamen zwei Motorsport-Verrückte aus dem SIGTC auf den Gedanken, gemeinsam Rallye zu fahren.
Das Einsatzfahrzeug: Ein 1991er Legacy RS im Rallye Sweden Look.
Der Besitzer und Fahrer: Chris (chrifou); passionierter Bergrennen-Fahrer.
Die Co-Pilotin: Tanja (ST101); seit Anfang 2023 in der Retro-Rallye-Serie aktiv unterwegs.
Die Mission: Sich als Team kennenlernen und den Legacy auf seine Tauglichkeit testen…
Erster geplanter Einsatz war die Histo-Klasse bei der Osterrallye Zerf. Hier ging es nur um den Spaß und das Einfahren – keine Wertung. Leider waren die Plätze schon ein paar Stunden nach Meldebeginn ausgebucht und mit Platz 5 auf der Warteliste gab es auch keine Chance, nachzurücken.
So ging die Suche nach einem geeigneten Kurs weiter. Zur Debatte stand (ebenfalls in der Histo-Klasse) die Rallye Oberehe im August und – aufgrund der Besonderheit Rundkurs auf 100% Asphalt in Form einer Doppelveranstaltung - die Rallye Bremerhaven/Fischereihafen. Start im Feld der Retro Rallye Serie Nord.
Kurz überlegt und beschlossen, wir fahren Anfang Juli an die Weser.
Letzten Freitag war es dann soweit: Voll bepackt mit allem, was man braucht, begann die Reise im Saarland bzw. Baden-Württemberg Richtung Bremerhaven.
Samstagmittag ging es ausgeruht und guter Dinge zum Fischereihafen. Hier war der Ort des Geschehens. Im Fahrerlager trafen wir direkt auf Bekannte von mir und stellten uns direkt neben deren Wohnmobil. Es war ein fröhlicher Nachmittag, nette Gespräche während sehr schöne Fahrzeuge (Retros und Bestzeiten) um uns herum abgeladen wurden. Und das ganze bei herrlichstem T-Shirt-Wetter.
Ab 15 Uhr wurde es dann so langsam ernst: Dokumentenabnahme und Technische Abnahme.
Beides ging recht zügig und problemlos. Inzwischen gab es einen heftigen Gewitterschauer, die Luft kühlte merklich ab und die Weser wurde bei aufkommendem Wind zum Wellenungetüm, was unsere Laune jedoch kein bisschen eintrübte. Nach einem Abendessen in einer nahe gelegenen Pizzeria und einem Rundgang durch das Hafengelände (Schiffe gucken ), fuhren wir mit meinem STi in unsere 3 km entfernte Unterkunft.
Sonntagfrüh um 6 Uhr war die Nacht rum. Schnell noch einen Kaffee gemacht und auf ging es zum Hafen. Recce (Strecke abfahren) von 7:30 bis 8:00 Uhr, anschließend Fahrerbesprechung.
Da Chris im Bergrennen auf Sicht fährt und somit die Nutzung eines Gebetsbuches nicht kennt, war es meine Aufgabe, den Aufschrieb zu machen. Auch die Besonderheit der Retro Rallye Serie, am „Gelben Schild“ anzuhalten, um von dort die Zeit bis zum Ziel abzuwarten bzw. runterzuzählen, kannte er nicht. Das führte dann erstmal zum „Ehekrach“, weil er trotz meiner Aufforderung anzuhalten einfach durchfuhr.
Um 8:30 Uhr war es dann soweit: Vor uns starteten 39 Zeitfahrer, danach folgten die 31 Retro-Teilnehmer. Die Retros starten meist mit 3stelliger Nr. – wir hatten die Nr. 112.
Das Wetter hatte sich beruhigt, Mix aus Sonne, Wolken und nur wenigen Regentropfen um die Mittagszeit – perfekte Bedingungen.
Der Streckenverlauf war ein Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn durch das Gelände des Fischereihafens – ca. 6,5 km lang mit 4 Wertungsprüfungen. 1. WP 2 Runden (also am Endpunkt 1x (!) links, WP 2-4 3 Runden (2x links).
Das Zählen nicht meine Stärke ist , habe ich dann in der WP1 direkt bewiesen. Der Blick auf die Uhr (Sollzeit 5:30 Minuten) sagte mir, noch 1:30 Min. Restzeit für die Runde – oh Mist, wir sind eine Runde zuviel gefahren. So kamen wir dann also mit einer Strafminute wegen Sollzeit-Überschreitung im Ziel an.
Ok, Vormittag gelaufen, die restlichen 3 WPs sind dann eben Trainingsläufe.
WP2 (Sollzeit 7:50 Min) begann gut, 3 Runden zählen war einfacher als 2 , und so kamen wir mit einem Überschuss von fast 2,5 Minuten am „Gelben Schild“ an. Von da noch 240 m bis zum Ziel. Alles top. Auto läuft und wir kamen auch super miteinander zurecht.
Blick auf den Tank: 3/4 voll, das passt.
WP3 (Sollzeit 7:40 Min): Am Start Tank nur noch 1/2 voll… ???!!! Komisch, aber wir hatten noch rund 15 km Fahrstrecke insgesamt, das sollte ja reichen. Dafür gab es ein anderes Problem: Mitten in der ersten Runde riss unsere Funkverbindung ab. Ups, Shit…. Mit Handzeichen und lauter Stimme navigierte ich Chris durch den unglaublich schweren Kurs WP beendet; Tank immer noch 1/2 voll.
WP 4 (Sollzeit 7:30 Min): Nachdem die Sprechanlage sich auch mit neuer Batterie und anderen Tricks nicht mehr zu einer Zusammenarbeit mit uns überreden ließ, war klar: Stimme gut ölen, das wird schon. Wir stehen am Vorstart, da geht die Reservelampe an. Autsch…. Mit dem Gedanken, hoffentlich bleiben wir nicht irgendwo stehen, ging es mutig in die letzten Vormittagsrunden. Ziel erreicht… Mit unserer bis dato besten Zeitdifferenz von nur 0,09 Sekunden.
Nach der Vormittagsveranstaltung wurde dann erstmal der Legacy mit Nahrung versorgt und wir bereiteten uns auf die nächste Recce vor. Diesmal gleicher Kurs in entgegengesetzter Richtung, andere und höhere Anzahl Schikanen; es ähnelte mehr einem Rennslalom. 4 WPs á 3 Runden. Zeitvorgabe 8:30 Min in WP 1 – jede weitere WP jeweils 10 Sekunden weniger zur vorherigen WP.
Wir hatten einen coolen Rhythmus gefunden, den Kurs kannten wir inzwischen auswendig. Ich habe nur noch die markanten engen Stellen und Bremsschikanen angesagt und so hatten wir die Ehre, jede Runde auf einen in der Szene wohlbekannten BMW 700 aufzulaufen, welcher buchstäblich letzte Rille fuhr;
3-beinig durch die engen Winkel war Programm. Wir hatten einen Heidenspaß beim Hinterherfahren, Überholen war nur an einer Stelle des Nachmittags-Kurses behinderungsfrei möglich.
Unsere Tankanzeige blieb brav und der Legacy zeigte dem Publikum in den zahlreichen U-Turns ein paar schöne Drifts. Nach WP 3 waren wir auf den 15. Platz gefahren mit sehr zufriedenstellenden Zeiten. Letztlich fuhren wir als 17. von 28 gewerteten Fahrzeugen durchs Ziel, geschuldet der geistigen Abwesenheit meines Fahrers, der völlig vergessen hatte, dass neben ihm jemand sitzt, der die Sekunden zum Ziel runterzählt. Das brachte uns eine Zeitdifferenz von etwa 1,5 Sekunden, da wir zu früh durch die Ziel-Lichtschranke fuhren.
Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserem Debut. Der Legacy machte irrsinnig Spaß, die Stimmung an Bord war locker, fröhlich und entspannt, das Wetter spielte voll mit und das Feedback, welches wir von vielen Seiten bekamen und immer noch bekommen, war und ist grandios. Das schreit regelrecht nach Wiederholung.
Auf youtube gibt es nun einen Mitschnitt der WP4 (NachmittagsprüfungI). Achtet mal auf den Streckensprecher ab 4:20 bis 7:15... Bei 2:30 der Startaufruf - wir kommen übrigens mit unserem Luxemburger Kennzeichen aus Finnland
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Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »ST101« (11. Juli 2024, 21:04)
Glückwunsch. Subaru kommt immer gut an bei den Leuten .
Das wär doch was fürs Magazin
Jetzt hab auch ich die Retro verstanden. Das Telefonat mit deinem Kumpel Bernd war neulich nicht so aufschlussreich, da stand ich aufm Schlauch . Aber an die Warnung vorm gelben Schild kann ich mich erinnern .
@Baumschubser: Der nächste Start im Legacy ist noch unklar. Vielleicht in Oberehe, wenn wir einen Startplatz bekommen. Das ist für dich dann aber zu weit weg.
Ich bin voraussichtlich im Oktober bei der Rallye Bad Emstal (Wolfhagen) wieder im Einsatz. Dann zum 4. Mal schon in einem Impreza Type R mit WRC Breitbau (auch Retro). Vielleicht sehen wir uns dort?
@SvenNY: Danke schön Beitrag fürs Magazin lässt sich machen. Ich versuche noch, an weitere Fotos zu kommen. Leider kenne ich im Norden die Fotografenteams nicht persönlich und muss mich durchfragen.
Offtopic - Lesen auf eigene Gefahr
Und ja, unser badischer "Chef" in der Serie Süd ist manchmal nicht leicht zu verstehen. Aber einer der Macher in der Retro Rallye Serie, der sich voll in die Sache reinkniet und vieles für die Serie und die Teams organsiert und koordiniert. Die Retros haben gegenüber historischen Gleichmäßigkeitsprüfungen einige Besonderheiten; es sind DMSB Lizenz-Wertungsläufe und keine Showfahrten, wie man sie z.B. bei den Histos, Slowly Sideways oder vom Gentlemens Driver Club kennt. Das Reglement ähnelt im Ablauf den Bestzeiten, die Anforderungen an Fahrzeug und Team sind aber in einigen Punkten nicht ganz so streng.
Ich habe bei der Holzlandtour schon ein wenig erzählt. Wer mehr Einzelheiten zu Ablauf, Reglement, Fahrzeug-/Team-Ausrüstung etc. wissen will, darf mich gerne per PN kontaktieren. Inzwischen war Bremerhaven meine 6. bzw. 7. Teilnahme, in 2 Wochen bin ich in Wächtersbach bei der Main-Kinzig-Rallye im Einsatz.
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