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Mittwoch, 16. März 2005, 12:57

Und in Deutschland?

Während in anderen Ländern der Rallye-Boom munter weitergeht, schläft Deutschland tief und fest. Handeln ist angesagt, findet Norbert Ockenga.

Profil: Norbert Ockenga berichtet seit 1990 aus der Welt des Motorsports. Über die Stationen 'Sport-Auto', 'Rallye-Racing' und 'RTL Formel 1 Report' gelangte er zu seinen heutigen Wirkungsstätten bei 'Eurosport' und 'Motorsport aktuell'.


Liebe Rallye-Fans,

bei der Rallye Mexiko hat sich die Zuschauerzahl knapp verdoppelt. Die Rallye in Mittelamerika ist gleichzeitig eine der kompaktesten im Kalender. Und trotz aller Temperamentsausbrüche der Einheimischen, die hin und wieder zum Chaotischen neigen, hat es weder bei der Organisation noch bei der Lenkung der Fanströme Probleme gegeben.

Während am anderen Ende der Welt eine gigantische Rallye-Fete zelebriert wurde, obwohl es in Mexiko keine Rallye-Spitzenfahrer als nationale Identifikationsfiguren gibt, trafen in Deutschland die Meldungen über neue Regel des Deutschen Tourenwagen Masters ein. Dass in Mexiko eine WM-Rallye stattfand, kriegte keiner mit, der sich nicht aus eigenem Antrieb dafür einsetzte. Und hinter den deutschen Kulissen schwelte immer noch die Debatte um die Vermarktung der Deutschen Rallye-Meisterschaft, losgetreten von der Printausgabe von „Rallye – das Magazin“ und noch mal aufgegriffen von „MOTORSPORT aktuell“ in den Wochen vor Mexiko.

Ein Trauerspiel.

Eine funktionierende Deutsche Rallye-Meisterschaft hätten wir natürlich alle gern. Aber die vom Deutschen Motorsport-Bund einzufordern, ist zu einfach. Erst die deutsche Teilnahmslosigkeit an der Rallye Mexiko macht dabei das ganze Dilemma klar.

Die Mehrzahl der deutschen Importeure, deren Mutterfirmen sich als Werksteam in der WM engagieren, gibt sich auch nur die geringste Mühe, das Projekt in Deutschland für eigene Promotion-Zwecke zu nutzen. Zwei Hersteller geben noch lieblose Presseinformationen auf Deutsch heraus. Aber eine echte Kommunikation mit Händler- und Kundenbindung findet nicht statt. Was da an Möglichkeiten vergeben wird, finde ich unglaublich.


Uninteressant?
Der deutsche Importeur spricht nicht gerne über die Erfolge der Subaru-Werksmannschaft


Fast kommt es mir so vor, als seien die Rallyeprogramme der Mutterfirmen für die deutschen Importeur ein lästiges Übel, das ihnen die Konzernmutter eingebrockt hat und das ihnen vemeidbare Arbeit bringt, die man möglichst weiträumig umfahren sollte. Einen Nutzen daraus zu ziehen, scheint keinem in den Sinn zu kommen.

Über die Gründe dafür kann ich nur mutmaßen. Das heißt, eigentlich kann ich nicht mal das. Es ist mir unverständlich, warum ein Autoverkäufer nicht auch den Sport und die damit verbundenen Imagegewinne der eigenen Marke mit in seine Werbung einbezieht. Wohlgemerkt: Nicht nur – sondern auch. Als ein Teil des großen Ganzen.

Das Thema gehört in einer der kommenden Ausgaben von „Rallye – das Magazin“ mal genauer untersucht. Aber das Schweigen im Walde hat auch mittelbare Folgen auf die DRM. Wenn die deutschen Importeure den Rallyesport als ein geeignetes Kommunikationsinstrument begreifen würden, dann ließen sich ungeahnte Verzahnungen zwischen den WM-Programmen und der DRM darstellen. Die DRM könnte dann zu einer Spielwiese für importeursunterstützte Privatteams werden, mit denen die Importeure ihre Kommunikationsbedürfnisse stillen könnten – als Unterbau zum Leckerbissen Rallye Deutschland, bei dem sie dann einmal im Jahr ihren großen Aufschlag hätten. Davon würde die DRM profitieren. Die Importeure hätten ein neues Werbe- und Kommunikationsinstrument. Und auch die Programme der großen Werksteams der Mutterkonzerne in der WM würde in Deutschland besser wahrgenommen werden.

Denn es kann mir keiner erzählen, dass die Mutterfirmen zufrieden damit sein können, wie wenig man ausgerechnet im Autoland Deutschland von den millionenschweren Werkseinsätzen mitkriegt. Da sind allerdings ganz klar die Importeure in der Pflicht. Sie müssten eine Kommunikation für die speziellen deutschen Bedürfnisse entwickeln. Der Möglichkeiten gäbe es viele, besonders in Kombination mit der DRM. Aber scheinbar interessiert sich keiner dafür.

Ich sehe dabei allerdings nicht nur die Importeure in der Pflicht – sondern auch den DMSB. Dessen Vertreter hätten die Pflicht, eine Bühne zu bauen, auf der sich die deutschen Importeure in einer Art und Weise präsentieren können, dass es ihnen nutzt, die ganzen Privatfahrer aber nicht vergrault.

Das geht. Keine Frage. Man muss nur kreativ sein. Der erste Schritt wären Verhandlungen mit den Importeuren. Die muss man ins Boot holen und dann mit den Veranstaltern und Privatfahrern unter einen Hut bringen. Der Anstoß dazu kann nicht von einer der drei direkt beteiligten Parteien ausgehen. Es muss einen neutralen Moderator geben, der weiß, in welche Richtung das Pferd galoppieren soll – und der dann aus den verschiedenen Interessen einen Kompromiss entwickelt.


Der DTM macht im Prinzip vor, wie´s geht. Eine starke Hand führt und setzt Regeländerungen um, die zum Wohl der Sache sind und der Serie ein langes Leben bescheren – trotz Opel-Krise. Das ist gut für den deutschen Motorsport. Denn die DTM muss es geben. Aber neben dem Tourenwagen-Masters brauchen wir auch eine funktionierende Deutsche Rallye-Meisterschaft. Die muss dringend nach einem vergleichbaren Muster aufgezogen werden wie das DTM. Lediglich einen Aspekt sollte bei der DRM anders gemacht werden: Die starke Hand und seine Mitentscheider sollten nicht aus dem Lager eines Teilnehmers kommen, sondern wirklich unabhängig sein. Denn mir sind natürlich auch die Probleme bekannt, die mit dem starken Mercedes-Einfluss in der DTM verbunden sind.

Trotzdem führe ich diese Serie hier bewusst als leuchtendes Vorbild an. Niemand hat dort den runden Knödel neu erfunden. Vielmehr hat man bewusst Anleihen aus anderen funktionierenden Rennserien genommen und die dann für die eigenen Bedürfnisse adaptiert. Rausgekommen ist eine Mischung aus Formel 1 und NASCAR mit zusätzlichen Showelementen im Rahmenprogramm. Ein Paket, das es natürlich längst nicht allen recht machen kann. Aber für die meisten Interessenten ist die DTM eine sehr reizvolle Angelegenheit – sowohl für Fans als auch für Hersteller, Sponsoren und Aktive. Mir kann keiner erzählen, dass man etwas Ähnliches nicht auch mit der DRM hinkriegen könnte. Nicht so gigantisch. Aber vom Grundsatz her doch vergleichbar.

Der DMSB müsste hier ein Konzept erstellen. Aber da bin ich skeptisch. Denn meine Erfahrungen mit den Frankfurtern sind eher mäßig. Dort steht die DTM obenan. Andere Serien und Sparten werden eher stiefmütterlich behandelt. Darunter leidet nicht nur der Rallyesport. Der Klagen könnte ich viele zitieren, die meisten davon halte ich für richtig.

Aber: Braucht die DRM wirklich den Meistertitel, den es nur mit DMSB-Segen gibt? Ich meine, man kann auch ohne das offizielle Prädikat eine gute Serie auf die Beine stellen. Die könnte man dann ohne Zwänge des DMSB-Korsetts organisieren. Vielleicht ist das der einzige Weg, die DRM hochzupeppeln und die WM mit zu puschen.

Die einzigen beiden Rennserien, die weltweit wirklich langfristig funktionieren, haben den Ursprung ihres Aufschwungs auch in einer solchen Neuorganisation abseits der eingefahrenen Funktionärswege: Formel 1 und NASCAR.

Ihr Norbert Ockenga

http://www.rallye-magazin.de/

Gruss raki


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Mittwoch, 16. März 2005, 14:57

Amen Raki!!

Siggi


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Mittwoch, 16. März 2005, 17:40

Deutschland = Schumiland.
Was anderes als Formel 1 gibt es hier nicht. Leider.