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Runeflinger

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Donnerstag, 24. August 2023, 13:37

Trackday - Tips zur Vorbereitung für Einsteiger / how-to / FAQ

Ich hab in einem anderen modellspezifischen Forum mal ein paar Gedanken zusammengeschrieben als Hilfestellung für den ersten Trackday. Hier ist mir nichts ähnliches bekannt (ich hoffe, ich habe nichts übersehen), daher wollte ich die Handreichung mit ein paar Anpassungen auch hier geben. Los geht's:

Die spannendsten Strecken sind m.E. Nürburgring, Bilster Berg und Spa Francorchamps. Dies und insb. den Nürburgring halte ich für Neulinge am UNgeeignetsten:
- Die Strecke ist LANG. Bis man sich erinnert, wann welche Kurve kommt, und dass man bei der 132. Kurve etwas später Bremsen wollte als beim letzten Mal, ist man schon durchgefahren. Man hat so viel zu lernen und so viel Neues zu verarbeiten, da reichen 8 Kurven für einen ersten Rennstreckentag. Und nein: 500 Runden an der Playstation helfen nur begrenzt, weil man die Topographie nicht spürt beim gaming.
- Keine Auslaufzonen. Fahrfehler führen schnell zu Leitplankenkontakt mit entsprechenden Schäden für Auto und worst case Menschen. Ich würde für den Anfang eine normal kurze Strecke wählen mit Auslaufzonen, nicht am anderen Ende Europas. Man hat genug damit zu tun, sich innerhalb eines Tages an das Limit und eine schöne Linie bei den 13 Kurven heranzutasten.
- der Ring ist tw. bösartig. Eines Morgens mit etwas Taunässe bin ich sehr defensiv nur auf Sicht gefahren. Und an einer Stelle mit anderem Asphalt trotzdem beinahe rausgerutsch (konnte aber gut abfangen durch gewisse Übung während eines Drifttrainings)
- Preis. Nicht zuletzt sind die 800+ Euro für nen Ring-Trackday viel Geld und verloren, wenn man einen technischen Defekt hat, es einem keinen Spaß macht oder oder. Das würde mich beim 1. Trackday ärgern, viel mehr als beim 5. oder 10.

Sehr empfehlen kann ich z.B. Groß Dölln z.B. im Oktober das Saisonende über einfach-fahren.com (da hat man auch kaum Temperaturprobleme). Sehr überschaubar auf und neben der Strecke, viele tw. sehr anspruchsvolle Kurven passen für unsere vergleichsweise leistungsarmen Wagen, gelassene Atmosphäre, und max. einer meint, irgendwem was zeigen zu müssen. Mind. drei Forumskollegen und ich fahren da jährlich hin, dann könnte man weitere auch ein bisschen "an die Hand nehmen", wenn gewünscht. Sonst geht jede überschaubar große Strecke, im Zweifel ist Wohnortnähe da ein gutes Kriterium.


Vorbereitung:
- Trackday-Vorgaben / AGB lesen. Helmpflicht (bei offenen Wagen und Käfig regelmäßig ja, sonst je nach Veranstaltung)? Wenn nein, ist es eine Gretchenfrage; man muss fast eine Prognose anstellen, wie man verunfallt. Bei nem Überschlag mit verletztem Dach / Karosserie oder in den Innenraum eindringenden Teilen kann quasi nur der Helm Leben retten. Bei intakter Passagierzelle, wenn der Kopf nicht mechanisch geschützt werden muss, kann er aber auch mehr schaden, wenn bei einem Aufprall 1,x zusätzlich Kilo mit ihrer Trägheit an der Hals(muskulatur) zerren (Schleudertrauma usw).
Wenn noch ein Helm gebraucht wird. Lesen, on ein Motrradhelm (mit ECE-Zulassung heißt die glaub ich) ausreicht oder ein Rennsporthelm nach FIA XY-Norm verlangt wird.
Zur Helmauswahl: Zu Modellen kann ich nix sagen, außer allgemein: Ich würde heute einen mit offenem Visier kaufen, der Motorradhelm nervt. Wichtigster Tip: Mehrere Stunden ausprobieren. Ob er drückt, merkt man erst nach längerer Zeit. Ich habe ihn während einer Dienstreise ausgeliehen und ihn beim km-Fressen auf der AB aufgesetzt vor dem Kauf (und mich zum Affen gemacht und Ordnungswidrigkeiten begangen). Schwitzhauben nicht vergessen.
Versicherung? Wirklich mal in die Versicherungsbedingungen unter Ausschlüssen nachsehen, manche Versicherungen schließen Trackdays vom Versicherungsschutz aus. Dann ggf. wechseln. In jedem Fall verliert man Versicherungsschutz bei Rennveranstaltungen, deshalb darauf achten, dass vom Veranstalter keine Zeit genommen wird. Wir machen vielmehr alle Fahrsicherheitstrainings auf abgesperrter Strecke.

- Automobilclub / Schutzbrief? Bei der Hochbelastung kommen Pannen vor, da ist es angenehm, wenn man im Falle eines Defekts ohne riesigen finanziellen Schaden noch nach Hause kommt und der Wagen transportiert wird.... Auch hier evtl. mal ins Kleingedruckte schauen, ob es Einschränkungen bei Rennveranstaltungen gibt (da kenne ich mich nicht so aus).


Trackday selbst:
Bei der Einweisung aufpassen, insbesondere bei den Überholregeln (nur links wie beim Ring, oder beidseitig, Blinker, usw.) und bei dem Verhalten, wenn man doch ins Kiesbett rutscht: Im Wagen bleiben? Hinter Leitplanke? Dann keinesfalls ausgiebig das Auto auf Steinschläge begutachten, denn wenn noch einer an der selben Stelle abfliegt, bist Du außerhalb vom Wagen Knautschzone.

Weitere Grundgedanken:
1) Beim Fahren schnelleren natürlich Platz machen (es wird eigentlich nur dann gefährlich, wenn einer schneller ist und nicht vorbeikann, und dann irgendwann Risiken beim Überholen eingeht)
Dabei kenne ich es so, dass beim Platzmachen man die eigene Richtung anzeigt (rechts blinken = nach rechts fahren für Linksüberholtwerden). Nicht andersrum. Aber bei der Einführung genau aufpassen, nicht dass das bei einer Rennstrecke anders gehandhabt wird. Hierbei sind Mißverständnisse mitunter Blechschäden oder schlimmeres.

2) So oft wie möglich Platz machen, aber nur wo es passt. Und vor allem nicht extra Bremsen beim Platzmachen. Bei einem meiner ersten Trackdays wär beinahe einer in mich reingekachelt, als ich Platz machen wollte, damit hat der andere nicht rechnen können! Und auch gerade zu Anfang das Nachvornegucken nicht vergessen. Der Hintermann muss die Sicherheit des Überholens sicherstellen. Klar kann man gerade auch zu Anfang mal von der Ideallinie runter um überholen zu lassen, aber irgendwann will man ja auch mal die Strecke lernen und nicht dreimal pro Kurve in den Rückspiegel schauen. Aber spätestens bei jeder Geraden natürlich aus Fairness.

3) Bei Flüssigkeitsverlust, insb. Öl: ANHALTEN. Man macht sich richtig Freunde (und evtl. das Auto endgültig kaputt), wenn man die halbe Strecke mit Öl zukleckert und die Reinigung den halben Tag braucht.


Und für den Wagen Selbstverständlichkeiten:
- Den Wocheneinkauf usw. vorher von der Rücksitzbank nehmen, bevor später was von innen Beulen ins Blech haut oder die Kartoffel unter das Bremspedal kullert.
- Vorher alle Flüssigkeiten und Reifendrücke prüfen (Reifendruck auch zwischendurch, ich habe tw. mehr als 0,5 Bar Erhöhung bei warmen Reifen!). Ölmenge auf Max. nachfüllen, Öl hat neben der Schmier- auch eine Kühlfunktion und mehr Öl kann mehr Wärme transportieren.
- Vorher und gerne auch zwischendurch mal Radmuttern prüfen bzw. deren Anzugsdrehmoment mit den Drehmomentschlüssel nachprüfen. Ich hab selbst einen Fall erlebt, bei dem sich trotz des üblichen Nachziehens nach 50-100 km über einen Trackday wlche gelockert haben.
- Warmfahren und Kaltfahren, wenn vorhanden auf Öltemperaturanzeigen achten. Achtung: Kühlwassertemp. ist ungenau / wird zu früh als warm angezeigt wenn der Block noch halbkalt ist.
- Vorher mal schauen, wo man den Abschlepphaken anbringt und wie man ggf. Abdeckkappen sauber abbekommt. Evtl. ist es sinnvoll, den Haken gleich von Anfang an zu montieren. Fußgängerschutz ist ja auf der Strecke hoffentlich unwichtig.


Und nicht zuletzt für den Fahrer:
- Rennstrecke ist körperlich anstrengend. Wenn nicht von den "Stints" vorgegeben, regelmäßig Pausen machen und genug trinken. Wenn man unkonzentriert wird, lieber runter von der Strecke.
- Keine Ungeduld. Anfangs drängeln alle auf die Strecke, aber über den Tag kommt viel Fahrzeit zusammen, und ab 16 Uhr ist oft nur noch ein Drittel der anderen unterwegs. Und wenn tatsächlich jemand langsamer sein sollte als man selbst als Anfänger mit 235 PS und der einen obendrein nicht vorbeilässt: Wenn der asozial ist und keinen Platz macht, eventuell in die Boxengasse, und mit 30 Sek. Abstand wieder rein. Problem ohne Risiko gelöst. Wir sind da gefährdet, so ein Deutscher Premiumproduktfahrer lässt sich manchmal ungern von einer Reisschüssel überholen und wenn der nicht fahren kann aber Leistung hat, ist es schwierig, den vor der Kurve zu überholen...
- Evtl. vorher überlegen, wo man NIE abfliegen will (nur Hütchen zum Gegenverkehr, Leitplanke direkt neben der Strecke - und dort evtl. bewusst etwas mehr vom Grenzbereich fernbleiben.
- An-Abreise? Mir hat sich der Spruch eingeprägt: "Die meisten Unfälle passieren auf dem Heimweg" - keine Ahnung, ob es stimmt. Aber das Adrenalin ist auf der Heimfahrtautobahn weg, die Erschöpfung setzt ein nach dem körperlich anstrengenden Tag. Vielleicht besser in eine billige Unterkunft investieren und in Tracknähe noch übernachten anstatt abends auf der Heimfahrt im Sekundenschlaf in der AB-Leitplanke zu landen. Und am nächsten Tag in Ruhe und erholt heimfahren.

Empfehlung: Vorher ein Fahrsicherheitstraining oder insb. Drifttraining bei ADAC u.ä. In Weilerswist werden glaub ich regelmäßig auch letztere angeboten. Da lernt man die Basics AN SEINEM WAGEN und auch erste Eindrücke, wie es sich anfühlt, wenn man Haftung verliert. Und mit der Rüttelplatte, wie der Wagen abfliegt und sich evtl. wieder einfangen lässt. Bei 40 km/h statt bei 140, und nicht wenn gerade noch wenn einer mit 190 zum Überholen ansetzt...

Hugh. Hoffe, es war was hilfreiches dabei. Wenn was fehlt, schreibt gerne im Thread, nach Möglichkeit werde ich das gerne einpflegen..
"Der [WRX STI] ist ein perfektes Auto für den zeitgenössischen Intellektuellen." - Mara Delius
- Fun: JDM '05 Impreza WRX STI Spec C
- Alltag (Sommer): 2023' Subaru BRZ
- Alltag (Winter): 1990' Mitsubishi Galant EXE
- Trailer + Gepäck: JDM '04 Forester STI
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Carver

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2

Donnerstag, 24. August 2023, 16:46

1. Pünktlich sein. Briefing aufmerksam mitnehmen. Atmen! Runterkommen und dann konzentriert mit kühlem Kopf ans Werk.
2. Slow in. Fast out. Weich fahren. (Ich werd nie verstehen, warum manche ihre Gänge so reinhämmern)
3. Die Reifen sind kalt auf der ersten Runde und heiss auf der letzten. Spätestens, wenn die gefahrenen Kurven weiter werden als die angepeilten, bietet sich eine Pause an. :roffl:
4. Einfahrrunde nutzen. Nach Möglichkeit möglichst nah hinter einem Instruktor oder einem erfahrenen Teilnehmer. Deren Linie lesen. Merken, wo Kiesbette und Auslaufzonen sind, falls man sie braucht.
5. Falls im Kiesbett gelandet: Am besten nicht stehenbleiben, sondern langsam rausrollen.
6. Unbedingt die Auslaufrunden nutzen, aber bitte nicht im Schleichtempo.
7. Wenn die Bremse versagt, liegt´s in 99,9% der Fälle nicht an der Bremse!
8. Von Idioten fernhalten.
9. Freundlich sein. Schnellere mit Blinker durchlassen. In der Box reden. Tips annehmen. Erfahrene Fahrer ruhig mal was fragen. Alle haben irgendwann mal angefangen.
10. Aus leidiger Erfahrung: Wenn Deine neue Tinder-Flamme fragt, ob Du sie mitnimmst, nicht fragen, wieviel sie wiegt. Frauen nehmen das irgendwie persönlich LOL :vermoebel:

Runeflinger

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Donnerstag, 24. August 2023, 17:36

Danke für die Ergänzungen!


4. (...)Merken, wo Kiesbette und Auslaufzonen sind, falls man sie braucht.

Hm, wenn ich eine Auslaufzone gebraucht hab, konnte ich jeweils nicht aussuchen, wo das war. Wo ich unachtsam bin oder zu spät bremse, brauche ich eine. :rolleyes: (zum Glück bisher immer an Stellen mit Auslaufzone). Eher umgekehrt: Wo KEINE Auslaufzone ist, besser mal ne Kurve bewusst vom Grenzbereich fernbleiben...

Zitat

10. Aus leidiger Erfahrung: Wenn Deine neue Tinder-Flamme fragt, ob Du sie mitnimmst, nicht fragen, wieviel sie wiegt. Frauen nehmen das irgendwie persönlich LOL :vermoebel:

LOL. Wenn man eine Person nicht mitnimmst, weil sie 10kg mehr wiegt als eine andere, würde ich aber auch anderes hinterfragen... meine Freundschaft zu der Person z.B.
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Silber Forry

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Samstag, 26. August 2023, 22:14

Copiloten*in, sind nur unnützes Gewicht ;)

Carver

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Montag, 28. August 2023, 11:22

Ich mein das mit den Auslaufzonen genau so, wie ich es geschrieben habe.
Das hat nämlich Gründe, warum die da sind, wo sie sind.
Besser aussen mal ins Kiesbett abfliegen, als nach vergeblichen Rettungsversuchen innen in die Wand einzuschlagen. :angst:
Wenn ich weiss, wo der Notausgang ist, kann ich den gezielt nutzen. (Blickführung usw.)


Zitat

bewusst vom Grenzbereich fernbleiben


Das ist generell ne :guteidee: . Besonders für Rookies.

Beim Skifahren heisst das "nicht über seine Verhältnisse fahren".

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