Ein Testbericht über einen Subaru ist nicht vollständig, ohne seine Eignung als Zugfahrzeug zu beleuchten, deshalb möchte ich das jetzt nachholen. (Bei der Gelegenheit: Warum haben Subarus nicht serienmäßig eine Anhängekupplung?
) Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass es mit einem 1,5-Tonnen-Caravan am Haken wieder mal nach Skandinavien ging, was zu etwa 5000 km Gespannbetrieb führte.
Nicht genug loben kann ich den 2.5-Liter-Motor. Er hat Kraft in allen Lebenslagen, selbst die Viergangautomatik kann das nicht verhindern, wenn auch ein oder zwei Gänge mehr sicher nicht schaden würden. Auch mit Anhänger grummelt der Motor meist bei 2000-2500/min im 4. Gang gemütlich vor sich hin, an deutlicheren Steigungen dürfen es auch mal 3000/min im 3. sein. Wirklich nur sehr selten muss der 2. Gang bis gut 4000/min bemüht werden. Das ist wirklich ein Riesenunterschied zum alten 2.2-Liter, man glaubt gar nicht, was ein knapper Viertelliter an Hubraum ausmachen kann. An Steigungen, an denen der 2.2-Liter, von unten heraus beschleunigt, schon solo bei 60 km/h im 2. Gang die Segel strich und sich mit Anhänger mit 30-40 km/h hinaufquälte, marschiert der 2.5-Liter auch mit anderthalb Tonnen am Haken noch wacker bis gut 80 km/h, wenn man es denn drauf ankommen lässt. Sicher hat auch die etwas kürzere Übersetzung des 2. Ganges einen kleinen Anteil daran. Einziges Anzeichen für die Schwere der Arbeit: Nach etwa zwei Kilometern solcher Steigung wird der 4. Gang gesperrt, erst nach weiteren etwa zwei Kilometern Fahrt im 3. Gang in der Ebene erscheint der Pfeil zum Hochschalten wieder im Display und der 4. Gang ist wieder wählbar, offensichtlich eine Vorsichtsmaßnahme gegen Überhitzung. So kann man auf die Frage nach der Motorleistung wie früher bei Rolls-Royce antworten: genügend.
Das niedrige Drehzahlniveau macht sich nun endlich auch im Verbrauch entsprechend bemerkbar: Auf der Autobahn meist 12,5-13,5 Liter, auch im Gebirge nicht über 14 Liter auf 100 km. Erst heftiger Wind, überwiegend von der Seite und nur wenig von vorn, ließ den Durst erstaunlicherweise bis auf 14,6 Liter "explodieren". Insgesamt lag der Durchschnitt bei exakt 13 Litern. So ist eine Ersparnis von 1,5-3 Litern im Vergleich zum 1990er Legacy 2.2 (meist 14-17 Liter) ein Wort, zumal man jetzt auch deutlich flotter vorankommt.
Leider ist eine ebenso deutliche Entwicklung, wie sie beim Motor in positiver Richtung zu verzeichnen ist, auch in der umgekehrten Richtung zu beobachten, und zwar beim Fahrwerk. Zwar gibt es am Fahrverhalten auch mit Anhänger nichts auszusetzen, und die bereits kritisierte übertriebene Härte der Federung wird durch die große träge Masse am Haken deutlich gemildert, jedoch glänzt die serienmäßige "Hinterachs-Niveauregulierung" durch weitestgehende, wenn nicht vollständige Abwesenheit. Was sie reguliert, ist nicht erkennbar, das normale Höhenniveau der Hinterachsaufhängung ist es jedenfalls nicht. So sitzt beispielsweise beim Queren der oft als Damm angelegten schwedischen Fußgängerüberwege das Deichselrad des Anhängers auf, selbst wenn man mit halber Schrittgeschwindigkeit darüberfährt, und das ansonsten so kraftvoll-bullig daherkommende Fahrzeug bietet ein geradezu jämmerliches Bild, nicht anders als ein billiger "Vertreter"-Passat:
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Das Foto habe ich nach etwa 70 km Fahrt aufgenommen. Nun mag man einwenden, die zum großen Teil geradezu unverschämt glatten schwedischen Straßen hätten den Stoßdämpfern nicht genug Arbeit gegeben, um das Fahrzeug anzuheben, aber auch nach mehreren hundert Kilometern auf deutschen Autobahnen oder selbst auf Dresdner Pisten bot sich kein wesentlich anderes Bild. Bisweilen hatte man schon den Eindruck, das Fahrzeug läge hinten doch mal etwas höher, aber mit Normalhöhe hatte das nichts zu tun. In Zahlen (ja, ich habe sogar nachgemessen!): Vorn 2 cm höher als normal (kann eine Hinterachs-Niveauregulierung natürlich nicht ausgleichen) und hinten 2 cm tiefer als normal waren die besten erreichten Werte. Zudem musste man recht häufig die Zusatzspiegel verstellen, da sich die Karosserie- und damit auch Blickwinkel von Tag zu Tag änderten. Allerdings bieten schon die Serienspiegel allein mit ihrem großen Sichtfeld eine recht gute Rücksicht.
Und so sieht das mit "Premium"-Fahrwerk aus:
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Zu beachten wäre noch, dass sich im Outback während der Fahrt natürlich noch Personen befunden haben, deren Aussteigen bereits zu einer Entlastung der Federung geführt hat.
Sollte jetzt jemand das Bedürfnis verspüren, sich mit mir um ein paar Kilo mehr oder weniger Zuladung oder Stützlast zu streiten, möchte ich ihm gleich entgegnen: Den alten Legacy konnten auch 20 25-kg-Säcke Zement im Kofferraum nicht in die Knie zwingen, auch wenn das wohl keine "Premium"-gemäße Ladung ist. Eine solche Prüfung blieb dem Outback bislang erspart, und sie sollte es wohl besser auch weiterhin bleiben. So wird auch ersichtlich, warum der Outback im Gegensatz zum alten Legacy eine Scheinwerfer-Leuchtweitenregulierung besitzt. Vorschriften hin oder her (erst seit 1991 Pflicht), er hat sie einfach bitter nötig.
Ebenfalls arbeitslos, weil im SportShift-Modus, war meist die Getriebeautomatik, aber das war so beabsichtigt. Einerseits tritt im Automatik-Betrieb die bereits solo zu beobachtende leichte Nervosität etwas stärker zutage, und beim Beschleunigen werden die unteren Gänge (speziell der 2.) etwas länger als nötig gehalten, insgesamt wäre die Automatik aber schon brauchbar. Andererseits muss man, zwecks Ausnutzung der Motorbremswirkung, ohnehin häufig manuell eingreifen, so dass man das Schalten gleich ganz übernehmen kann. Das geht mit der Tippgasse aber wunderbar, man muss nicht so viel Konzentration aufwenden wie bei der konventionellen Kulisse. Der Drehmomentwandler schließlich ist eine unentbehrliche Hilfe beim Rangieren, wodurch die Automatik dennoch ihre Berechtigung hat.
Eine ebenfalls unentbehrliche Hilfe beim Gespannfahren sollte eigentlich der Tempomat sein, dieser treibt einen jedoch, ausschließlich bei angehängtem Anhänger, mit seinem eigentümlichen Regelverhalten fast zum Wahnsinn. Nach jeder Steigung, oder auch nach Abschnitten mit Gegenwind, wo mehr "Gas" erforderlich ist, lässt er das Auto grundsätzlich auf 10-15 km/h über die eingestellte Geschwindigkeit hinaus beschleunigen, bevor er schließlich "Gas wegnimmt". Das kann auf zweierlei Art gefährlich werden: Erstens können 90 oder 95 statt der eingestellten 80 km/h für die nächste Kurve viel zu schnell sein, und zweitens ist man in Skandinavien bei solch hohen Übertretungen im Kontrollfall gleich ein paar hundert Euro los. Nicht überall kann man so ungeschoren Gesetze übertreten wie in Deutschland. So muss man nach jeder Bergaufstrecke "Cancel" und "Reset" betätigen, sobald die Wunschgeschwindigkeit überschritten wird - da kann man auch gleich auf althergebrachte Weise "per Fuß" regeln.
Unauffällig-perfekt funktionierte hingegen der Allradantrieb, der sich wieder einmal als unerlässlich erwies. Bei einer "Irrfahrt" über schwedische Nebenstrecken (siehe unten) war auf einer schmalen Schotter-und-Split-Straße nach einer engen Kurve eine nicht sehr lange, aber wohl knapp 20% steile Steigung zu überwinden, was nur im ersten Gang und mit spürbar an der Traktionsgrenze arbeitenden Antriebsrädern gelang. Außerdem verlieren durchweichte Campingplatzwiesen mit Allrad ihren Schrecken.
Praktisch ist in Skandinavien immer die Kopplung der Lichtanlage an die Zündung. Bei der Einreise schaltet man das Licht ein und erst bei der Rückkehr wieder aus. Das könnten die anderen Hersteller eigentlich auch bei uns übernehmen, in deren skandinavischen Modellen ist es schließlich auch so.
Auffällig auch: In Schweden und Norwegen sind schätzungsweise 95% aller PKW mit Scheinwerfer-Reinigungsanlage ausgerüstet, auch Modelle, die es damit in Deutschland nicht gibt. Die restlichen 5%: Old- und Youngtimer, Amerika-Importe, billige Kleinwagen - und neue Subarus.
Noch ein paar Worte zum Navigationssystem: Die Qualität der Navigationsdaten erreicht in Schweden bei weitem nicht das von Deutschland gewohnte Niveau. Nebenstraßen, egal ob asphaltiert, mit zwei Fahrstreifen und zwei breiten Randstreifen als Verbindungsstraße, oder geschottert und gesplittet als Hofzufahrt, sind auf dem Monitor auch bei größter Zoomstufe so gut wie nicht zu erkennen, geschweige denn voneinander zu unterscheiden, und werden prinzipiell erst einmal nicht zur Routenberechnung herangezogen. Lässt man diese Nebenstrecken dann für die Berechnung zu, kann es passieren, dass man mitten in einem Gehöft landet, durch das "zufälligerweise" gerade ein "Feldweg" verläuft. Lässt man Nebenstrecken nicht zu, wird man über mehr oder weniger große Umwege geleitet, obwohl eine breite Asphaltstraße, beschildert, direkt zum Ziel führt. Die Zuhilfenahme einer regulären Papier-Straßenkarte ist also absolut notwendig.
In Stockholm schließlich haben wir uns mehrfach verfahren, weil die Fahrhinweise zu spät oder ungenau erfolgten oder sogar komplett falsch waren. Fairerweise will ich zugeben, dass ich noch keine Stadt mit einem derart chaotischen Straßensystem wie in Stockholm gesehen habe. Durch die vielen Inseln und die erst vor knapp vierzig Jahren vollzogene Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr gibt es ein undurchdringliches Gewirr aus Brücken, Tunneln, Einbahnstraßen, Über- und Unterführungen, mehrspurigen Kreisverkehren, Auf- und Abfahrten, dass einem schon als Fußgänger vom Zusehen schwindlig wird. Ganz ohne Navigationssystem hätten wir uns mit Sicherheit noch wesentlich öfter verfahren. Schlussendlich kann man für die mangelhaften Daten aber auch nicht Subaru, sondern nur den Datenlieferanten verantwortlich machen.
Norwegen ist überhaupt nur südlich der Route Oslo - Bergen verzeichnet. Da die wenigen, durch Gebirgsland führenden Straßen aber allesamt numeriert sind und damit als Hauptstraßen interpretiert werden, gibt es dort keine solchen Navigationsprobleme wie in Schweden.
Ursprünglich hatten meine Eltern ihren Outback in einfarbig Weiß Metallic bestellt, nachdem dann die Reaktion kam, es gäbe den 2.5-Liter in Weiß nur zweifarbig, musste es dann mehr oder weniger gezwungenermaßen Silber sein, wie bei fast jedem zweiten Auto auf unseren Straßen. Schlussendlich taucht Weiß in den endgültigen deutschen Legacy- und Outback-Prospekten überhaupt nicht mehr auf. Und was fährt uns in Schweden vor die Nase? Das hier:
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Das Fahrzeug ist zweifelsfrei ein 2.5-Liter, mit Schaltgetriebe und Schiebedach sowie schwarzer Innenausstattung. Den der Rallye-Szene entlehnten "Christbaum" sieht man in Schweden übrigens an vielen Fahrzeugen.
Außerdem fährt in Norwegen der 2.0-Liter-Legacy-Kombi auch mit Schiebedach (und damit wohl auch mit Kopf-Seitenairbags), der Vollständigkeit halber will ich auch den Impreza 1.6TS mit Stufenheck nicht unerwähnt lassen. Subaru Japan liefert also offensichtlich
alles, warum überlässt man dann nicht dem Kunden die Wahl, welche Version er denn gern hätte? Seit die Fahrzeuge ohnehin erst auf Bestellung in Japan gebaut und ausgeliefert werden (so war es zumindest mit unserem Outback), gibt es keinen einzigen nachvollziehbaren Grund für diese "blöde" Paket-Politik. Sie geht übrigens weiter, unter www.subaru.no finden sich bereits die norwegischen Spezifikationen für 2005, der 2.5 (dort nur als 4AT) hat VDC, der 3.0 Spec. B (6MT) dafür nicht usw. Schweden schließlich (www.subaru.se) hat wieder andere Pakete, genauso wie Deutschland und die Schweiz, wie es in anderen Ländern (A, F, I, ...) aussieht, habe ich noch nicht überprüft. Also sind die produzierten Varianten ohnehin kaum zu zählen.
Mit dieser Ausstattungspolitik hat man sich aber schon abgefunden, wenn man sich einmal für ein solches Auto entschieden hat, deswegen will ich das nicht in mein Gesamturteil einbeziehen. Aufgrund der vielen kleineren und größeren Mängel sehe ich mich nun aber doch veranlasst, meine Bewertung von "2" zumindest auf "3" zu korrigieren. Nichts nervt mehr als eine zwar vorhandene (und bezahlte), aber nicht funktionierende Technik. Offensichtlich leistet sich nun auch Subaru, ganz Premium-like, den Luxus einer externen Versuchsabteilung, genannt "Kunde". Wie man sieht, sehr erfolgreich, wenn ein einzelner dieser "Mitarbeiter" auf nur 20.000 km eine Reihe Fehler findet, denen der interne Teil der Belegschaft auch auf Hunderttausenden von Testkilometern anscheinend nicht auf die Spur kommen konnte (wollte?). Nur mit der Bezahlung hat man wohl etwas falsch verstanden...
geändert von: TBR on 25/10/2004 11:48:28